phodopus sungorus (68)

„hey, du. kleiner dsungarischer zwerghamster. was machst du da?“
„ich mache einen moonwalk.“
„im gedenken an michael jackson?“
„yep. schließlich war er mein idol. der king of rock’n’roll.“
„michael jackson war aber der king of pop. der king of rock’n’roll war elvis presley.“
„der ist aber auch schon tot, oder?“
„schon eine ganze weile, ja.“
„dann werde ich gleich auch noch eine aufreizende hüftbewegung machen.“
„mach das. hauptsache du packst dir nicht beherzt an die klöten und quiekst.“
„wie michael jackson?“
„nein, wie jeden morgen.“

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die morphematisierung fremdsprachlicher elemente

„meerjungfrauen mögen vielleicht besser ssen, aber versuch mal eine zu …“
„simon“, unterbrach ich meinen freund und deutete auf jakobus. „dein bruder.“
„zu … äh, zu streicheln.“
jakobus, der letzte woche neun jahre alt geworden war, hob nur eine augenbraue und schüttelte seinen kopf. „ich denke nicht, dass es meerjungfrauen überhaupt gibt“, meinte der kleine kerl, bevor er sich wieder seiner dissertation über die morphematisierung fremdsprachlicher elemente und ihrer integration in das wortbildungssystem des deutschen widmete. nicht zum ersten mal fragte ich mich, ob die beiden brüder tatsächlich die gleichen eltern hatten.

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besser eine tanzende indianerin

vor meiner tür stand die frau, der ich erst kürzlich den singenden cowboy verkauft hatte, und neben ihr – ich erkannte ihn sofort an seinem hut und der gitarre – eben dieser cowboy. „hier, den können sie zurück haben“, sagte die frau, noch bevor ich die tür wieder schließen konnte.
„den … äh, will ich aber gar nicht zurück haben“, stammelte ich, während die frau, die mir vor ein paar wochen sage und schreibe 350,- euro für den cowboy gezahlt hatte, diesen an mir vorbei in die wohnung schob. der cowboy erinnerte sich anscheinend an die zeit bei mir, schlurfte direkt ins wohnzimmer und machte es sich auf dem sofa gemütlich. „wieso wollen sie ihn überhaupt wieder loswerden?“
„der war als geschenk für meinen mann gedacht“, begann die frau zu erklären, „weil der doch so auf country-musik steht.“
ich überlegte kurz, ob ich ihr sagen sollte, dass eine frau ihrem mann besser eine tanzende indianerin schenkt, wenn sie ihm eine freude machen will, und keinen singenden cowboy, behielt es aber für mich.
„nur hatte mein mann von anfang an das gefühl, dass der cowboy die lieder gar nicht für ihn singt sondern für mich.“
„oh, er war also eifersüchtig auf den cowboy?!“
„was?! nein“, lachte die frau. „er war eifersüchtig auf mich. weil der cowboy angeblich nur für mich gesungen hat und nicht für ihn. können sie sich das vorstellen?“
ich versuchte es erst gar nicht und schüttelte gleich den kopf.
„jedenfalls muss der kerl wieder weg. mein mann ist unerträglich, wenn er eifersüchtig auf mich ist. und da ich den singenden cowboy nicht das klo hinunterspülen kann wie ein paar zersägte schweine …“
ich zuckte unweigerlich zusammen, fing augenblicklich an zu schwitzen und fragte mich, ob sie tatsächlich von den schweinen wusste oder das einfach nur so gesagt hatte.
„und außerdem scheint es ihm hier sehr gut zu gefallen“, sagte die frau, klopfte mir noch kurz auf die schulter und verschwand aus meiner wohnung, während ich wie paralysiert einfach nur dastand und der cowboy gerade anfing, mc hammers „u can’t touch this“ zu performen, was ihm erstaunlich gut gelang.

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onkel rolf muss es wissen

seitdem ich versuche, mir den tagesbedarf an vitaminen nicht nur aus fettigem essen und weißbrot zu ziehen, sondern auch obst und gemüse zu mir nehme, geht es mir verdauungstechnisch nicht wirklich gut. und da ich bisher keine körperlichen oder gar geistigen leistungssteigerungen an mir habe feststellen können, frage ich mich natürlich, wozu ich dieses „gesunde“ zeugs überhaupt esse. ich sah vorher nicht krank aus und fühlte mich auch nicht so, hatte weder beriberi noch skorbut. und auch sonst, von mangelerscheinungen keine spur. im gegenteil. erkältungen hatten immer nur die anderen. meistens diejenigen, die ich immer nur obst und gemüse habe essen sehen. ob da ein zusammenhang besteht? die vermutung liegt zumindest nahe.
„mein onkel rolf ist der auffassung, dass obst dumm macht“, meint simon, „und onkel rolf muss es wissen. der ist schließlich dumm wie eine vergammelte banane.“
na ja. auf jeden fall werde ich das gesunde essen wieder einstellen. nicht, dass ich durch die ganzen überflüssigen vitamine noch ernsthaft krank werde. oder dumm, wie onkel rolf.

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phodopus sungorus (67)

„hey, du. kleiner dsungarischer zwerghamster. was machst du da?“
„ich tarne mich.“
„indem du deine nase mit einer pfote verdeckst und die augen zukneifst?“
„ganz genau. auf diese weise tarnen sich auch jagende eisbären.“
„du bist aber kein jagender eisbär.“
„ich bin aber ein jagender hamster.“
„oha. und was jagst du so, wenn ich fragen darf?“
„in erster linie sonnenblumenkerne. manchmal aber auch erdnüsse.“

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das schauspiel des pickeligen

„du kannst dir gar nicht vorstellen, was mir passiert ist“, flüsterte simon aufgeregt ins telefon. „ich bin hier gerade in dem hotel, das du mir empfohlen hast, und habe doch tatsächlich das letzte noch freie zimmer bekommen. und jetzt halt‘ dich fest. das zimmer ist gar nicht so frei, wie der pickelgesichtige kerl an der rezeption meinte.“
da ich selbst erst vor kurzem auf das schauspiel des pickeligen rezeptionisten und des vielleicht ältesten zimmermädchens der welt reingefallen war, grinste ich unbemerkt und schadenfroh vor mich hin. „oh, das ist aber nicht so gut“, meinte ich.
„doch, doch. das ist gut“, sagte simon zu meiner überraschung, und ich fragte mich, ob sich mein freund gerade allen ernstes über eine steinalte frau in seinem bett freute. „sehr gut sogar“, fuhr er fort, „die frau, die hier in meinem bett liegt und so friedlich vor sich hin schlummert, ist fast vollkommen nackt.“
die erinnerung an den nur wenig schönen anblick der nackten alten vertrieb augenblicklich das schadenfrohe grinsen aus meinem gesicht. ich schüttelte mich einmal kurz durch und die unerwünschten erinnerungen aus meinem kopf.
„ich glaube, so eine schöne frau habe ich noch nie gesehen. zumindest nicht nackt“, setzte simon noch einen drauf, woraufhin ich mein minzbonbon verschluckte.
„das … das darf doch nicht wahr sein“, röchelte ich ins telefon, nachdem ich das bonbon mit großer mühe wieder hochgewürgt hatte. „die frau ist doch mindestens neunzig jahre alt.“
„was?! wieso denkst du, dass sie neunzig jahre alt ist?“, wunderte sich simon. „die frau ist vielleicht gerade mal fünfundzwanzig, wenn überhaupt. und jetzt … oh du mein …“
„was?“, rief ich in den hörer. „was macht sie?“
„ich glaube, ich … ich muss jetzt schluss machen“, meinte simon nur und knallte den hörer auf die gabel.
ich aber stand noch eine ganze weile regungslos im raum und fragte mich, was wohl mit dem alten zimmermädchen passiert war und wieso das nicht ein paar wochen früher hätte passieren können.

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der maulesel

keiner sieht die dinge, die du tust,
weil ich vor dir stehe.
doch du treibst mich die ganze zeit,
setzt das böse in meine gedanken.
ich pflegte zu singen und sagte meine gebete auf,
lebte mein leben ohne sorge.
jetzt bin ich zu einem dummkopf geworden,
weil ich dem maulesel zuhörte.
wie kann ich mich ändern, wenn mein verstand ein freund luzifers ist,
der sich im boden versteckt?
nur ein weiterer sklave für den maulesel.

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der/die erste, der/die diesen song, den ich dank meiner hervorragenden englischkenntnisse mit einer federgleichen leichtigkeit ins deutsche übersetzt habe, erkennt und nennt, darf mir auch dieses mal wieder fünf überdurchschnittlich tolle begriffe nennen, die ich dann in einer herzzerreißenden geschichte – vielleicht sogar einer liebesgeschichte – verarbeiten werde.

(wer den song nicht kennt und googelt, um dann mit vorgetäuschtem musikwissen zu protzen, ist ein maulesel.)

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mit all seiner kraft

sokrates münzel spuckte eine erbse in die luft. dann machte er drei schritte zur seite, legte den kopf in den nacken und öffnete seinen mund, während ich fasziniert beobachtete, wie die erbse gut vierzig meter in die höhe schoss, beinahe eine taube erwischte und schließlich wieder hinunterfiel. als die erbse direkt in sokrates münzels geöffnetem mund landete, fing ich spontan an zu applaudieren. „das ist ja wahnsinn“, fand ich, doch der mann, der in nur vier stunden das meer durchschwommen hatte, schnaufte vor wut und enttäuschung. er nahm die erbse aus dem mund und schleuderte sie mit all seiner kraft gegen einen baum, wo sie in der rinde steckenblieb.
„aber das … das waren bestimmt vierzig meter“, versuchte ich den aufgebrachten mann zu besänftigen. „kein anderer würde es schaffen, eine erbse so hoch zu spucken.“
„vierzig meter“, schnaufte sokrates, „jedes dreijährige kind könnte eine erbse höher spucken“, meinte er, bevor er ohne ein weiteres wort zu sagen davonstapfte. dass ich eine erbse nicht einmal einen halben meter hoch spucken kann, behielt ich für mich.

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das letzte freie hotelzimmer der welt

ich betrat das letzte noch freie zimmer des hotels, freute mich über mein außergewöhnliches glück und musste nur zwei augenblicke später feststellen, dass das hotelzimmer wohl doch nicht so frei war, wie der pickelgesichtige mitzwanziger an der rezeption mir kurz zuvor gesagt hatte. eine alte, kaum bekleidete frau lag in einer hälfte des doppelbetts und schien friedlich zu schlafen.
„ach so, ja. das ist frau unterberger“, meinte der mann von der rezeption, der sofort zu mir geeilt kam, nachdem ich ihn gerufen hatte. „die hat hier vor jahren mal jemand vergessen. seitdem lebt die gute frau hier. das hatte ich wohl vergessen zu erwähnen.“ das hatte er in der tat. „und so lange sie noch nicht ganz tot ist“, fuhr der hotelangestellte, der für einen erwachsenen menschen wirklich außergewöhnlich viele pickel hatte, fort, „darf sie laut hotelleitung hier bleiben.“
„das ist nett von der hotelleitung“, fand ich. „allerdings glaube ich nicht, dass ich in diesem bett schlafen kann, wenn eine fast tote frau neben mir liegt.“
„ach was. wenn sie sich erstmal an ihren geruch gewöhnt haben, werden sie frau unterberger gar nicht mehr wahrnehmen. die gibt keinen mucks von sich“, meinte er. „außerdem haben sie ja auch gar keine andere wahl. das hotel ist komplett ausgebucht. wie jedes hotel hier über die feiertage.“
ich versuchte gerade, mich mit dem gedanken anzufreunden, neben einer halbnackten, steinalten frau zu schlafen, als sich frau unterberger plötzlich bewegte. „johannes, bist du das?“, krächzte sie und drehte ihren kopf schwerfällig in meine richtung. „ach wie schön, dass du endlich da bist.“
„sagten sie nicht gerade, sie würde keinen mucks von sich geben?“, fragte ich den rezeptionisten, dem augenblicklich zwei neue pickel aus der stirn traten.
„ja, das … das ist wirklich komisch“, sagte er und kratzte sich am hinterkopf. „normalerweise sagt sie kein wort, liegt einfach nur da und vegetiert vor sich hin.“
„möchtest du mir deinen freund nicht vorstellen?“, fragte mich frau unterberger, doch ich ignorierte sie.
„also unter diese umständen glaube ich wirklich nicht, dass ich hier übernachten möchte. selbst wenn das hier das letzte freie hotelzimmer der welt ist“, teilte ich meinem pickligen gegenüber mit, der urplötzlich anfing, schelmisch zu grinsen.
„das ist schade“, meinte er, während sich frau unterberger langsam erhob, wie eine halbverweste mumie, die soeben aus einem langen, tiefen schlaf erwacht war. „aber vielleicht“, sagte der hotelangestellte, „vielleicht habe ich sie ja auch nur angeflunkert.“
„angeflunkert?! was soll das heißen?“
„naja. vielleicht lebt frau unterberger ja gar nicht in diesem zimmer. vielleicht sorgt sie einfach nur hin und wieder dafür, dass es hier so schön sauber ist.“
eigentlich fand ich nicht, dass es in dem zimmer schön sauber war, sagte aber nichts dazu und schaute frau unterberger stattdessen nur verdutzt an. „tun … sie das?“, fragte ich die alte frau schließlich.
„nun ja“, lachte sie, nachdem sie mich einige sekunden lang einfach nur schief angestarrt hatte, „ich bin hier das zimmermädchen. das ist mein job.“
„oh“, meinte ich nur, und da ich in der regel der einzige bin, der mich verarschen darf, überlegte ich kurz, empört das hotel zu verlassen und in meinem auto zu schlafen. da ich mich damit aber letztendlich nur selbst bestraft hätte, blieb ich in dem hotel und verstopfte am tag meiner abreise das klo mit dem kopfkissenbezug.

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gewinn aus der sache

sie dürfen mir gratulieren, ich bin ihn endlich los, diesen singenden cowboy. und das beste, ich habe auch noch gewinn aus der sache geschlagen. es gibt doch tatsächlich leute, die bereit sind, für so einen abgehalfterten kerl mit gitarre 350,- euro zu bezahlen. und ihn dann auch noch selbst abholen. ich bin mir zwar nicht sicher, ob man menschen bei ebay versteigern darf, aber so lange sich keiner beschwert, geht das wohl in ordnung.

vielleicht hätte ich bonsai-sven damals auch versteigern sollen, bevor er auf so mysteriöse weise verschwand.

Veröffentlicht unter heiliger bimbam | 18 Kommentare

aus zwei fleischfarbenen bananen

„hattest du schon mal eine freundin, die komische füße hatte?“, fragte mich simon, als ich ihn in seiner neuen wohnung besuchte.
„komisch, inwiefern?“, fragte ich meinen freund, dessen neue liebschaft anscheinend eigentümliche füße ihr eigen nennen durfte. „bringen sie dich etwa zum lachen?“
„nein, das eigentlich nicht“, meinte simon. „sie sind nur irgendwie … seltsam. verbogen.“
ich versuchte, mir verbogene füße vorzustellen. „heißt das, ihre füße sehen aus wie … wie bananen?“
simon nickte. „kann man so sagen. sind halt nur nicht ganz so gelb“, meinte er.
„das ist ja abgefahren“, fand ich und konnte mir ein grinsen nicht verkneifen. da simon aber verbogene füße an einer frau anscheinend nicht halb so witzig fand wie ich, bemühte ich mich, wieder halbwegs ernst zu gucken.
„jedenfalls muss sie so seltsame spezialschuhe tragen, damit sie einigermaßen normal gehen kann“, fuhr mein freund fort. „deswegen ist es mir ja auch erst gar nicht aufgefallen, dass mit ihren füßen etwas nicht stimmt. sie hat sich ganz normal bewegt, und die klobigen spezialschuhe wurden von ihrer weiten hose überdeckt. erst als wir bei mir waren und zur sache kamen, ich ihr die komischen schuhe von den füßen riss, habe ich gesehen, dass mit ihren mauken etwas nicht stimmt, dass sie so … so eigentümlich geformt sind. und dann ging bei mir gar nichts mehr.“ mein freund schüttelte verzweifelt den kopf. „wenn sie ihre füße zusammenlegt, bilden sie einen kreis. kannst du dir das vorstellen?“
ich formte in gedanken aus zwei fleischfarbenen bananen einen kreis und nickte.
„ich weiß, sie kann nichts dafür“, meinte simon, „aber das ist echt ein abturner.“
„bilden ihre füße denn einen kleinen oder eher einen großen kreis?“, fragte ich simon, als ob die größe des kreises von bedeutung wäre.
„eher einen großen, würde ich sagen. jedenfalls kann ich meinen kopf durch ihren … ihren fußkreis stecken.“
„du hast deinen kopf durch ihren …?!“
simon nickte zögerlich und schaute dann betreten zu boden, als würde er sich nun dafür schämen, seinen kopf durch die zu einem kreis geformten füße einer frau gesteckt zu haben, bevor er leise sagte: „ich glaube nicht, dass es mit uns was wird.“
da ich das auch nicht glaubte, klopfte ich meinem freund tröstend auf die schulter und überlegte, ob es ihn vielleicht aufmuntern würde, wenn ich ihm sage, dass das haus, in das er gezogen war, auf einem alten indianerfriedhof errichtet worden war, kam aber zu dem schluss, dass es ihn wohl eher beunruhigen würde und behielt es daher für mich.

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phodopus sungorus (66)

„hey, du. kleiner dsungarischer zwerghamster. was machst du da?“
„ich versuche, mir erdnüsse in die ohren zu stopfen.“
„versuchst du nicht normalerweise, dir die dinger in die backen zu stopfen?“
„doch, schon. aber normalerweise haben wir ja auch keinen singenden cowboy im wohnzimmer sitzen.“

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mit cowboyhut und verstimmter gitarre

es war nicht schön, ihn in der kneipe neben mir sitzen zu haben. aber ich habe nichts gesagt. irgendwie hatte ich ja auch mitleid mit ihm, denn er sah aus wie jemand, den seine kumpels vor jahren schon aus ihrer country-band geworfen haben, wovon er sich bis heute nicht erholt hat. er trug einen cowboyhut, der so mitgenommen aussah, als ob eine ganze büffelherde mehrmals über ihn drüber getrabt war, und auch sein zerknittertes gesicht erweckte den eindruck, mehr als einmal unliebsamen kontakt mit einer horde rinder gehabt zu haben.
der mann, der vom alter her mein vater hätte sein können aber gott sei dank nicht war, spielte auf einer alten wandergitarre und sang dazu so schief, dass es schon fast wieder zum klang seines verstimmten instruments passte, was die sache im grunde aber auch nicht besser machte. das eigentlich schlimme aber war, dass er augenscheinlich nur für mich spielte und sang, erst dylans „knocking on heavens door“, was ich in seiner version gar nicht mal so schlecht fand, dann aber „ein bisschen frieden“ von nicole, wofür ich ihm am liebsten meine socken in den mund gestopft hätte. ich überlegte, ob er vielleicht wegen diesem lied aus der country-band geflogen war, beschloss kurzerhand, dass es wohl so gewesen sein musste, zahlte mein bier und ging schnell nach hause.

als ich die tür zu meiner wohnung aufschloss, hörte ich schon seine knarzige stimme. einen augenblick später sah ich ihn dann in meinem wohnzimmer sitzen, mit cowboyhut und verstimmter gitarre.
„was zum geier machen sie in meiner wohnung? wie sind sie hier überhaupt reingekommen?“, fragte ich den unerbittlich singenden mann, der es tatsächlich irgendwie geschafft hatte, vor mir in meiner wohnung zu sein. ohne haustürschlüssel, wohlgemerkt. doch er ignorierte meine fragen einfach, blinzelte mich nur freundlich an und begann sogleich, eine aberwitzige und besonders lange country-version von „jeronimos cadillac“ zu spielen, dem wohl schlechtesten lied der welt. er spielte und sang diesen fürchterlichen song, spielte und sang und spielte mich langsam um den verstand, den er selbst – wie ich vermutete – schon vor langer zeit verloren hatte.

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the fucking wickelraum

„where is the fucking wickelraum“, frage ich die junge frau in meinem perfekten oxford english, doch eine antwort bekomme ich nicht. die frau mustert mich entsetzt, bevor sie und ihr komischer köter laut schreiend weglaufen. das finde ich verstörend, ich habe vorher noch nie einen hund schreien gehört.
und jetzt suchen sie nach mir. also nicht die frau und ihr hund, die werde ich wohl so schnell nicht wiedersehen. aber die polizei, die ist jetzt hinter mir her. und das finde ich schon ein wenig lächerlich. überzogen und auch diskriminierend. schließlich habe ich mir mein leiden nicht ausgesucht. wenn es nach mir ginge, würde ich auch viel lieber völlig nackt durch die straßen laufen. nackt. so wie gott – oder sonstwer – mich schuf. und nicht mit dieser albernen riesenwindel bekleidet, die mich aussehen lässt wie einen magersüchtigen sumoringer. aber dieser zwang. dieser fürchterliche zwang …
nein, das wünsche ich wirklich niemandem. nicht einmal meinem schlimmsten feind. und auch nicht alberto dem hühnermann, der mir noch zwei säcke mohrrüben schuldet.
oh, mist. ich glaube, ich höre die sirenen …

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an ihrer stelle

wissen sie, was ich morgen abend machen werde? ich werde den taubenvergrämer zwingen, eine taube abzulecken. vor ganz vielen leuten.

kommen sie doch auch, und zwar nach hanau. anke von the bananaskirt chronicles, bastih, der geschichtenerzähler, herr schmidt (DER herr schmidt!) und mikel bower sind auch da. und was ich so gehört habe, bringt jeder eine taube mit, die der taubenvergrämer dann ablecken muss. das würde ich mir an ihrer stelle nicht entgehen lassen.

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die leere seiner bierflasche

roger willemsen und ich, wir wollten gestern der heidi sechs sorten scheiße aus dem leib prügeln. meine idee war das nicht, aber ich fand sie gut, und da ich gestern abend ohnehin nichts zu tun hatte, habe ich kurzerhand zugesagt. so gegen sechs war roger bei mir und erzählte mir bei einem bier nochmal in etwas ausführlicherer form, was er von der unschönen frau mit dem gouvernanten-profil, wie er sie nannte, hielt.

„kannst du den letzten satz vielleicht nochmal wiederholen?“, unterbrach ich ihn nach einer weile, da er etwas gesagt hatte, das ich mir unbedingt notieren wollte.
roger tat mir den gefallen. „der exzess der nichtigkeit aber erreicht seinen höhepunkt, wo heidi nazionale mit knallchargen-pathos und einer pause, in der man die leere ihres kopfes wabern hört, ihre gestrenge entscheidung mitteilt und wertes von unwertem leben scheidet.“ nicht zum ersten mal an diesem abend bewunderte ich den grimme-preisträger für seine ausdrucksweise. „du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich schon darauf freue, sechs sorten scheiße aus ihr herauszuprügeln“, sagte er und grinste vor sich hin, während ich mir den vorherigen satz aufschrieb.
„wie kommst du eigentlich auf sechs sorten?“, fragte ich roger, als ich fertig war. „ich meine, gibt es überhaupt so viele sorten scheiße?“
auf diese frage war roger anscheinend nicht vorbereitet. es entstand eine pause, in der man die leere seiner bierflasche wabern hörte. also gab ich ihm eine neue.
„um ehrlich zu sein, ich … ich habe keine ahnung“, sagte er schließlich.
„ist im grunde ja auch egal“, meinte ich und öffnete mir ebenfalls noch eine flasche bier. „hauptsache ist doch, dass wir überhaupt scheiße aus ihr rausprügeln. ob das nun zwei, sechs oder zwanzig sorten sind – drauf geschissen. ich glaube eh nicht, dass anschließend jemand nachzählen wird.“
„du hast recht“, lachte der kluge mann, der die zweite flasche bier in nur einem zug hinuntergespült hatte. „hast du vielleicht noch ein bier für mich?“
„sicher.“ ich holte uns noch ein paar flaschen aus dem kühlschrank, bevor wir es uns vor dem fernseher gemütlich machten, ein wenig rumzappten und schließlich bei germany’s next topmodel hängenblieben. irgendwann warf roger – betrunken wie er war – eine bierflasche auf heidi und lachte, als die flasche in ihrem gesicht und meinem fernseher stecken blieb. da ich ebenfalls mächtig einen im tee hatte, fand ich es noch nicht einmal schlimm und lachte mit ihm mit, während woanders gerade die unschöne gouvernante mit eisiger miene ein mageres mädchen zum weinen brachte.

Veröffentlicht unter heiliger bimbam | 19 Kommentare

bis in die haarspitzen euphorisiert

als ich heute mitten in der nacht zu hause ankam, wartete ein muskelbepackter und augenscheinlich ziemlich wütender mann vor meiner wohnung und bearbeitete gerade mit einem baseballschläger die blumentöpfe, die oma dosenfuß erst letzte woche neben dem eingang postiert hatte.
„na warte, du blöder hund“, dachte ich, von der lesung in paderborn noch bis in die haarspitzen euphorisiert, und kam mit quietschenden reifen neben dem wüstling zum stehen. da ich aber im nächsten moment in dem aufgebrachten und vermutlich stark alkoholisierten kerl joshi erkannte, der wegen meiner kleinen flunkerei anscheinend mächtig sauer auf mich war, gab ich sofort wieder gas.
joshi, der mich und meinen wagen natürlich sofort erkannte, begann hinter mir herzurennen, merkte aber recht schnell, dass ich wesentlich schneller fahren kann als er laufen und gab schließlich auf.

jetzt sitze ich gerade bei meinem freund simon und schreibe diese zeilen. eben habe ich simon von den beiden lesungen am wochenende erzählt, woraufhin er sich natürlich wieder mal ärgerte, nicht dabei gewesen zu sein. (zu recht!)

wenn auch sie nicht dabei sein konnten oder wollten (buh!) aber trotzdem wissen wollen, wie es war, empfehle ich ihnen die nun folgenden links:

der feuermelder über der bühne war vorsichtshalber abmontiert

eine dreiviertelstunde vorher am wohl abgerocktesten hinterhof-club kölns

zähne mit charme und attraktivität

eine lesung – ein konzert – ein event

sauvoll im raketenclub

ein wochenende wie keines

auf den zweiten blick ein wirklich wunderbarer abend

wer mich lachen gesehen hat weiß, dass es mir saugut gefallen hat

karma-punkte für das ältere paar

wie schmitz‘ komet

… zwei nächte, ein fest

wer sollte davon nichts wissen? ich.

erst worte, dann ganze sätze und geschichten

das letzte wunder eines wochenendes

die alkohollizenz und das schild am eingang des hinterhofs

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und jetzt, bilder:

frauvonwelt

frau von welt

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500beine

herr glumm/500beine

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dergrob

christian s./der.grob

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taubenvergramer

juf/taubenvergrämer

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mc-winkel

mc winkel

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viktor-vaudeville

viktor vaudeville

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(fast) alle zusammen

(fast) alle zusammen

(es ist übrigens gar nicht so einfach,
den lüsternen blicken des taubenvergrämers zu entkommen.)

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vielen dank an alle, die an den beiden abenden da waren, gelacht und geklatscht haben.

frau diva, frau kleiner.mops, frau anke, herr kaal, herr schmidt und herr konferenz – es war schön, euch wiederzusehen (bzw. kennenzulernen).

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meine zunge ins feuer

„ich haben gehört, du lesen laut“, lachte joshi, als wäre die vorstellung daran saukomisch. „du mich überraschen. ich nicht gedacht, du überhaupt lesen können.“
„nun ja“, meinte ich und rang mir ein lächeln ab. „ich habe es mal gelernt. früher, in der schule.“ da wo du nie warst, fügte ich in gedanken hinzu. (hätte ich es laut ausgesprochen, würde ich jetzt im krankenhaus liegen. oder – noch wahrscheinlicher – auf dem friedhof.)
„du mir sagen wann und wo. ich kommen“, sagte der schläger und meinte es augenscheinlich ernst. „und schwester kommen auch.“
„oh, das wäre schön“, log ich, überlegte kurz und sagte: „am samstag lese ich in … äh, paderborn. und am sonntag dann in köln.“
„dann wir uns sehen sonntag in köln“, grinste der muskulöse russe und klopfte mir mit einer mächtigen hand auf die schulter. „und wehe, du nicht lesen gut.“
„ich … äh, werde mir mühe geben“, versprach ich joshi, drehte mich um und suchte schnell das weite.

vielleicht hätte ich ihm besser sagen sollen, wo und wann ich – zusammen mit dem taubenvergrämer, erdge schoss, mc winkel, frauvonwelt und 500beine – wirklich lesen werde …

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16. mai – köln, raketenclub
weidengasse 21, hinterhaus
50668 köln
beginn: 20:30 uhr, eintritt: 5 euro

17. mai – paderborn, café central
rosenstr. 13
33098 paderborn
beginn: 19:00 uhr, eintritt: frei

.

alle sechs zusammen

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wenn sie sich jetzt beim betrachten der bildchen denken, „hm, bis auf die hochgeschätzte frauvonwelt sehen die herrschaften eigentlich nicht so aus, als würden sie sonderlich gut lesen können“, kann ich sie beruhigen. wir haben uns in vorbereitung auf die beiden lesungen zwei wochen lang in einer kleinen hütte im hunsrück eingeschlossen und uns gegenseitig geschichten vorgelesen – teilweise ziemlich gruselige -, um so die letzten sprachfehler auszumerzen und optimal vorbereitet zu sein. ich kann ihnen versprechen, sie werden nicht enttäuscht sein. dafür lege ich meine zunge ins feuer.

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domina aus castrop-rauxel

seitdem mir simon den tennisball an den kopf geworfen hat
höre ich ständig diese seltsamen stimmen, die mir sagen,
dass ich nur noch lederunterwäsche tragen soll
und sonst nichts.

außerdem soll ich mich von nun an lady lulu nennen,
obwohl ich finde, dass miss tabea oder
maîtresse gabriela viel besser zu mir
passen würde.

und nicht lady lulu.

ich bin doch keine drittklassige domina aus
castrop-rauxel.

das zwicken und zwacken der lederwäsche
treibt mich noch in den
wahnsinn.

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sieben kilo bananen

der tag, an dem ich das türkisfarbene hemd mit den roten sternen kaufte, war ein wundervoller tag. ich erinnere mich noch ganz genau, wie an diesem tag die sonne schien und kaum ein wölkchen den blauen himmel befleckte. es war warm, aber nicht heiß, und eine kleine dohle saß auf meiner schulter und sang ein lied, so wunderschön. ich mochte die kleine dohle wirklich sehr, und ich glaube, die dohle mochte mich auch.
bananen mochte die dohle allerdings nicht, und so musste ich die sieben kilo bananen, die ich für uns beide gekauft hatte, ganz alleine essen. oh, was waren die bananen schmackhaft. zwar noch nicht ganz reif, aber trotzdem lecker. es war ein wundervoller tag.
wir gingen durch die straßen, und die gefiederten freunde der kleinen dohle kamen, landeten auf meinem kopf und auf den schultern. ich breitete meine arme aus, damit sie sich auch dort niederlassen konnten, und so sangen sie zusammen dieses schöne lied. auch ich sang eine weile mit, und so zogen wir singend durch die stadt, begegneten vielen menschen, und alle waren sie begeistert. die jungen wie die alten, lachten, klatschten und freuten sich mit uns. es war ein wundervoller tag.
der tag, an dem ich das türkisfarbene hemd mit den roten sternen kaufte und mit einer bananenvergiftung im krankenhaus landen sollte.

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kawashimas seltsame methoden

ich hatte ja schon befürchtet, dass dr. kawashimas seltsame methoden nicht den versprochenen erfolg bringen würden. (seit seiner behandlung habe ich das gefühl, dass mein gehirn durch einen ausgetrockneten schwamm ersetzt wurde, der sich langsam aufzulösen droht.) und gestern dann die bestätigung. forscher haben herausgefunden, dass dieses verdammte gehirn-jogging tatsächlich völlig nutzlos ist. ich hätte am liebsten laut geflucht und geschrien, so wütend war ich. aber da meine zunge immer noch so fürchterlich angeschwollen ist, habe ich nur leise geweint.

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pflaumen aus usbekistan

nur mal angenommen, ich würde am 16.05. im kölner raketenclub und am 17.05. im paderborner café central eine halbe stunde lang fang-den-ball spielen anstatt zu lesen, würde sich das wer von ihnen anschauen? ohne gelangweilt vom stuhl zu kippen?
ich hoffe doch sehr. ich habe nämlich dummerweise pflaumen aus usbekistan gegessen, die mir heute morgen irgendwer (vermutlich der taubenvergrämer, dieser fiese sack) vor die tür gelegt hat. die pflaumen sahen aus wie die verschrumpelten ohrläppchen meiner tante herbert und haben meine zunge innerhalb weniger sekunden auf tennisballgröße anschwellen lassen. momentan kann ich nur noch wookie-artige laute von mir geben, an reden ist derzeit gar nicht zu denken, und lesen geht allenfalls leise. aber bälle fangen, das sollte auf jeden fall klappen.
also, wenn meine zunge am 16./17.05. immer noch so aussehen sollte wie heute, so groß, blau und eklig, freuen sie sich schon mal auf eine halbe stunde fang-den-ball mit mir. (und natürlich auf die tollen texte der anderen.)

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ein faszinierendes spiel

als ich ein kleiner junge war, habe ich nicht nur gerne an gänseblümchen geschnüffelt, ich habe mir auch ständig neue spiele ausgedacht. eines meiner lieblingsspiele war zweifellos fang-den-ball, ein ziemlich aufregendes spiel, bei dem es im wesentlichen darum geht, einen ball zu fangen, noch bevor dieser den boden berührt, was natürlich umso schwerer ist, je fester und ungenauer der ball geworfen wird.
zu dem zeitpunkt, als mir die idee zu fang-den-ball kam, besaß ich leider keinen ball. um mein neu ausgedachtes spiel aber trotzdem spielen zu können, habe ich mir einfach vorgestellt, wie ein unsichtbarer babyelefant einen imaginären ball in meine richtung schleudert. das hat mir zwar sehr viel spaß bereitet, allerdings auch die fragenden blicke der leute um mich herum eingebracht. die sahen natürlich, wie ich mich mal nach rechts, mal nach links warf, um den ball gerade noch so eben zu fangen, bevor dieser den boden berühren konnte, den ball allerdings sahen sie nicht. dieser war in meiner vorstellung meistens grün und aus schaumstoff, damit es nicht ganz so weh tat, wenn ich ihn mal an den kopf bekam. und da ich zugegebenermaßen kein allzu guter fang-den-ball-spieler war, habe ich ihn leider recht häufig an den kopf bekommen.
irgendwann hatte mir meine mutter dann verboten, fang-den-ball zu spielen. das heißt, eigentlich hatte sie mir nur verboten, mich auf den boden zu werfen und nach luft zu greifen. weil die leute ja meinen könnten, ich hätte einen an der murmel. allerdings kam das einem fang-den-ball-verbot schon recht nahe. denn wie soll man bitteschön einen schlecht geworfenen ball fangen, ohne nach diesem springen zu dürfen? meine mutter ließ da aber nicht mit sich diskutieren, und so habe ich nur noch fang-den-ball gespielt, wenn sie weg war.
heute spiele ich kaum noch fang-den-ball, obwohl es natürlich immer noch ein faszinierendes spiel ist, wie ich finde.

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viele verehrer

eigentlich hatte ich mich ja schon darauf eingerichtet, mal wieder keinen maibaum gestellt zu bekommen. doch als ich gestern morgen noch völlig schlaftrunken ins wohnzimmer schlurfte und aus dem fenster blickte, waren bestimmt an die fünfunddreißig maibäume an meinem balkon befestigt. entweder zeigt simons matador-kostüm, das mir ein wenig zu klein ist und beim schlafen unglaublich zwickt und zwackt, schon wirkung, oder hier liegt ein irrtum vor und die bäume sind gar nicht für mich sondern für meine junge nachbarin bestimmt. die wohnt in der wohnung über mir und hat nicht nur um den ersten mai herum viele verehrer.
da die nachrichten an den bäumen darauf hindeuten, dass die bäume von männern gestellt worden sind, hoffe ich doch stark, dass zweiteres der fall ist und hier tatsächlich ein irrtum vorliegt. ansonsten würden die männlichen liebesbekundungen die vermutung nahe legen, dass mein neues outfit an mir völlig anders wirkt als erwartet – und erhofft. und das wäre ja mal richtig doof.

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auf eigene gefahr

„ich kann einfach nicht mehr“, jammerte simon, nachdem er mir erzählt hatte, dass die beiden frauen, mit denen er nun schon eine ganze weile sexuellen kontakt pflegte, ihn ganz schön fertig machten. „und ich will auch nicht mehr. ich bin schon ganz wund gescheuert, überall. mein piephahn sieht aus wie ein … wie ein rohes stück …“
„hohoho, mein junger freund. kein wort mehr davon“, unterbrach ich ihn und schüttelte mich einmal kurz durch, bevor sich fiese bilder in meinem kopf festsetzen konnten. „aber ist es nicht genau das, was du immer wolltest?“
simon schüttelte erschöpft den kopf. er schien in letzter zeit nur sehr wenig schlaf bekommen zu haben. „ich wollte eine nette freundin“, sagte er. „eine, mit der man pferde stehlen kann. die mich glücklich macht und tröstet in der nacht.“
babicka?“
„was?“
„ach, nichts.“
„und eine, die hin und wieder mit mir schläft“, fuhr mein freund fort. „und keine zwei … zwei immer geile nymphomaninnen, die es jede stunde brauchen.“
„JEDE STUNDE?! uh.“ ich machte große augen. „aber der sex mit den beiden ist doch sicher ziemlich … gut, oder nicht?“
„ja. die ersten paar male schon“, sagte simon. „aber danach ist es einfach nur noch anstrengend.“
„verstehe“, log ich. da war ich das erste mal in meinem leben neidisch auf meinen besten freund, und dann offenbarte er mir so etwas. „und, was gedenkst du nun zu tun?“
„ich denke, ich werde erstmal das gigolo-kostüm entsorgen“, meinte mein freund, der seine matador-montur immer noch für ein gigolo-outfit hielt und nur selten auszog. „ich glaube nämlich, dass die beiden in erster linie darauf abfahren. im grunde ist es ihnen egal, wer in den klamotten steckt.“
ich überlegte kurz. „ja. da hast du wahrscheinlich recht. dann wird es wohl tatsächlich das beste sein, sich von dem kostüm zu trennen.“ ich versuchte, ein unschuldiges gesicht zu machen. „aber bevor du die sachen wegwirfst, gib sie doch einfach mir, ja?“
„kein problem“, sagte simon, dem die erleichterung ins müde gesicht geschrieben stand. „die kannst du gerne haben.“ und da er ganz genau wusste, was für gedanken mir im kopf herumschwirrten, fügte er hinzu: „aber auf eigene gefahr.“
„aber sicher“, grinste ich freudig erregt. schließlich liebte ich die gefahr.

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der eingeschnappte vogt

was hat wilhelm tell seinem sohn vom kopf geschossen?

sehr geehrter fragensteller. aus einigen überlieferungen geht hervor, dass wilhelm tell seinem sohn walter einen apfel vom kopf geschossen haben soll. das allerdings ist in zweierlei hinsicht völlig falsch.

als wilhelm tell sich weigerte, den hut des landvogts zu grüßen, war der kleine walter noch gar nicht geboren. also forderte der eingeschnappte vogt – alles in allem ein ziemlich übelgelaunter zeitgenosse – wilhelm tell dazu auf, seinem großvater, den wilhelm gerade ins heim für sehr, sehr alte menschen, die keiner mehr haben möchte bringen wollte, einen apfel vom kopf zu schießen. da allerdings weder der vogt noch wilhelm einen apfel dabei hatten und auf die schnelle auch keiner aufzutreiben war, musste kurzerhand eine gans herhalten, die gerade den weg entlang humpelte, irgendwie ziemlich krank wirkte und sich nicht einmal wehrte, als wilhelm sie seinem großvater auf den kopf setzte.
keine dreißig sekunden später war die gans von einem pfeil durchbohrt und hockte tot auf dem kopf des großvaters, der von alledem nichts mitbekam. da der vogt vergessen hatte zu sagen, aus welcher entfernung wilhelm schießen sollte, hatte dieser – pfiffig wie er war – aus nicht einmal zwei meter entfernung seinen pfeil abgefeuert. auf die kurze distanz konnte selbst wilhelm, der – anders als oftmals überliefert – ein hundsmiserabler schütze war, das ziel gar nicht verfehlen. zum glück für den großvater.
(zum pech für den großvater hatte sich dieser bei der gans mit gänsefüßchen angesteckt und verstarb nur wenige tage später an juckenden füßen.)

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wow, ziemlich schnell

„hinter dir! ein dreiköpfiger affe“, sagte der fremde, zeigte hinter mich und machte ein gesicht, als hätte er gerade tatsächlich einen dreiköpfigen affen gesehen.
ich drehte mich um und sah keinen dreiköpfigen affen. „da ist kein affe“, meinte ich. „nicht mal ein einköpfiger.“
doch der fremde ließ sich nicht beirren. „hinter dir! ein dreiköpfiger affe“, sagte er etwas lauter als zuvor und raufte sich die haare. was auch immer er gerade sah, es schien ihn in den wahnsinn zu treiben.
ich drehte mich erneut um und entdeckte einen streunenden hund, der uns neugierig beobachtete, jedoch keinen dreiköpfigen affen. „meinen sie vielleicht den hund?“, fragte ich den fremden, der nun einige schritte rückwärts stolperte. er schien wirklich große angst zu haben. vielleicht war er aber auch nur ein schauspieler, überlegte ich, der für eine rolle in einem gruselfilm übte. dann war er ziemlich gut.
„hinter dir! ein dreiköpfiger affe“, schrie er, dem wahnsinn nun völlig verfallen, drehte sich um und rannte wie ein irrer davon.
wow, ziemlich schnell, dachte ich und blickte ihm hinterher, als plötzlich der streunende hund jaulend an mir vorbei lief, als wäre ein ganzes heer von hundefängern hinter ihm her.
ein seltsames geräusch, das mich im ersten moment an kopulierende clowns erinnerte und zum schmunzeln brachte, ließ mich im zweiten moment vor schreck beinahe in die hose pieseln. ich drehte mich langsam um und blickte in die sechs augen eines dreiköpfigen … „au scheiße“, stieß ich hervor, denn die augen befanden sich keine zehn zentimeter von den meinen entfernt. ich raufte mir noch kurz die haare, bevor auch ich die beine in die hand nahm und wie ein bekloppter die straße entlang stürmte.

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wie eine zerkochte kartoffel

mit einem mal bin ich mir nicht mehr so sicher, ob ich das wirklich machen will. das sage ich dem doktor, der gerade meinen kopf fixiert und elektroden an meinen schläfen befestigt. „ich denke, ich bin mit der leistungsfähigkeit meines gehirns voll und ganz zufrieden“, sage ich ihm, doch der kleine japaner lächelt mich nur fröhlich an, als hätte er heute die einmalige gelegenheit, alle europäischen sehenswürdigkeiten an nur einem tag zu fotografieren.
„hatschi“, sagt er, und ich wünsche ihm gesundheit. „in letzter zeit fliegen wieder viele pollen, finden sie nicht auch?“, fragt er mich und fängt an zu lachen, als hätte er soeben einen saukomischen witz gerissen. oder seinen verstand verloren.
langsam glaube ich, dass ich es hier mit einem geistig ziemlich verwirrten menschen zu tun habe und nicht mit einem richtigen doktor. nachdem ich ein paar simple rechenaufgaben lösen musste und sich herausstellte, dass ich vom kopf her 80 jahre alt bin, riet er mir, meine stirnlappen zu trainieren. also stimmte ich seinem gehirn-jogging-programm, das er mir anbot, kurzerhand zu. vielleicht hätte ich ihn vorher fragen sollen, was er denn genau unter „gehirn-jogging“ verstand.
„dr. kawashima, warten sie“, sage ich und versuche, meine hände aus den schnallen zu befreien, die er um meine handgelenke gelegt hatte. „ich … ich habe es mir anders überlegt.“
doch der wahnsinnige lacht nur und wirft seinen kopf in den nacken. dann legt er ohne vorwarnung einen wahrlich monströsen hebel um, und noch ehe ich meine bedenken äußern oder mich befreien kann, schießen an die zweitausend volt durch meinen kopf.
als er den hebel nach einigen sekunden wieder in die ausgangsposition bringt, qualmen meine schläfen, jünger fühle ich mich nicht. eher wie eine zerkochte kartoffel.
„morgen gibt es noch mehr gehirn-jogging“, teilt mir der verrückte japaner gut gelaunt mit, während speichel unkontrolliert aus meinem mund tröpfelt und mein gehirn – oder das, was von ihm übrig ist – langsam auf standby schaltet.

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einfach nur so

als mir letzte woche beide ohren abgefallen sind, da dachte ich erst, ich hätte lepra.
„trinken sie denn immer brav ihren möhrensaft?“, fragte mich frau smirnow von nebenan, die sich mit krankheiten ganz gut auskannte, und ich nickte. „dann ist es kein lepra“, meinte sie. „außerdem würde ihnen auch die nase abfallen, wenn sie lepra hätten. und der rechte arm.“
ich atmete erleichtert auf. meine nase saß noch fest in meinem gesicht und fiel auch nicht ab, als ich kräftig an ihr zog. „mein rechter arm ist zwar taub und bewegt sich nur, wenn ich ihn mit der linken hand antippe, wenn ich hüpfe oder mich ganz schnell im kreis drehe“, sagte ich, „aber das ist schon eine ganze weile so. ich denke jedenfalls nicht, dass er in der nächsten zeit abfallen wird.“
„das ist gut“, fand frau smirnow und lächelte wie ein russischer bumsklumpen.
„ich frage mich nur, wieso meine ohren dann abgefallen sind.“
frau smirnow hob die schultern. „ich denke, die sind ihnen einfach nur so abgefallen“, meinte sie. „das ist zwar merkwürdig, aber wenigstens haben sie kein lepra.“

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nie wieder ohne

„hey, baby. ich bin ein einsamer wolf“, hauchte ich der frau ins ohr, die im boogaloo an der theke saß, aufreizend an einem cocktail nuckelte und mich an eine der hauptdarstellerinnen aus the porn ultimatum erinnerte.
„ach, was du nicht sagst“, meinte sie schnippig, „dabei erinnerst du mich eher an einen waschbären.“
„was? ich … äh“, stotterte ich und lächelte unsicher. „waschbären sind aber gute tänzer“, versuchte ich die situation noch zu retten und begann, wie ein waschbär auf der stelle zu tanzen, doch die frau ignorierte mich einfach. anscheinend stand sie nicht auf  tanzende waschbären.
na gut, dann eben nicht, dachte ich, tanzte unauffällig in richtung ausgang und beschloss, nie wieder ohne meinen penisköcher auf die pirsch zu gehen.

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dieses ungemein bequeme teil

„was hast du denn damit vor?“, fragte ich simon, der gerade dabei war, die seile zu lösen, mit denen er einen strandkorb auf dem dach seines autos befestigt hatte.
„der ist für meinen balkon“, erklärte mein freund, während er einige male ruckartig an dem strandkorb zog, bis dieser schließlich nachgab und sich aus der halterung löste. „habe ich mir aus holland mitgebracht.“
ich runzelte die stirn. auf seinem balkon war noch nicht einmal platz für einen zusammengeklappten klappstuhl, also fragte ich ihn: „ist der nicht ein wenig zu groß für deinen balkon?“
„ne, das passt schon“, meinte simon, „ich habe ein ziemlich gutes augenmaß.“
das bezweifelte ich zwar, behielt meine bedenken aber für mich. stattdessen beobachtete ich meinen freund dabei, wie er – den strandkorb mittlerweile auf seinen schmalen schultern balancierend – in richtung hauseingang torkelte.
„das ist bestimmt nicht gut für den rücken“, merkte ich an, machte aber keine anstalten, ihm zu helfen.
„ich … habe einen … ziemlich muskulösen rücken“, stöhnte simon unter der last, und während ich noch dachte, `na hoffentlich hält dein rücken mehr aus als deine arme´, gab es plötzlich ein fürchterlich lautes knacken, gefolgt von einem fürchterlich lauten schrei. im nächsten moment lag simon auch schon unter seinem strandkorb begraben.
„auweia“, meinte ich, und nachdem ich es schließlich geschafft hatte, den verteufelt schweren korb von meinem wimmernden freund runterzuziehen, fügte ich hinzu: „oh, das sieht aber ganz und gar nicht gut aus“, denn so ein offener schien- und wadenbeinbruch sieht in der tat ganz und gar nicht gut aus. „ich werde dann wohl mal besser einen krankenwagen rufen.“
„ach … was“, keuchte simon, halb besinnungslos vor schmerzen. „ist doch nur ein … kratzer.“
„na, wie du meinst“, sagte ich und hob die schultern, doch als mein freund mit den glasknochen kurz darauf das bewusstsein verlor, rief ich schließlich doch einen arzt.

der strandkorb, dieses ungemein bequeme teil, steht nun auf meinem balkon, wo er sich – wie ich finde – ziemlich gut macht.

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