wie dieser lulli

„auweia. wie hast du das denn geschafft?“, fragte mich jochen, doch ich antwortete ihm nicht. ich war zu sehr damit beschäftigt, unter den schmerzen, die mir der rostige nagel in meinem großen zeh bereitete, das gesicht zu verziehen und leise zu wimmern.
„jetzt werden sie dir den zeh wohl abnehmen müssen“, meinte jochen, und ich unterbrach augenblicklich mein jammern.
„mir… mir wird hier niemand etwas abnehmen“, keuchte ich fest entschlossen, meinen zeh bis aufs letzte zu verteidigen.
„hm. das hat jean-baptiste lully auch gesagt“, meinte jochen, und als er meinen fragenden blick bemerkte, ergänzte er: „ein komponist aus dem 17. jahrhundert.“
„hat der sich auch aus versehen einen nagel in den zeh gehauen?“, fragte ich meinen freund mit dem überaus beeindruckendem allgemeinwissen.
„nein. der hat sich mit seinem dirigentenstab in den fuß gestochen, was aber auch nicht weniger ungeschickt ist.“ jochen grinste mich dämlich an, und wenn ich nicht am boden festgenagelt gewesen wäre, hätte ich ihm sein dämliches grinsen aus dem gesicht gequetscht. „naja“, fuhr jochen unbeirrt grinsend fort, „jedenfalls zog er sich dadurch eine schlimme blutvergiftung zu. und da er sich weigerte, sich den fuß fachmännisch amputieren zu lassen, obwohl er ihn zum dirigieren ja eigentlich gar nicht brauchte, verstarb er nur ein paar monate später unter großen schmerzen.“
das gab mir zu denken. die großen schmerzen hatte ich schließlich jetzt schon.
„okay“, sagte ich, nachdem ich vor- und nachteile abgewogen und eine entscheidung getroffen hatte, „vielleicht hast du recht.“
ich deutete auf den alten werkzeugkasten links von mir. „da drin findest du eine stichsäge. wenn du vielleicht so freundlich wärst, mir den zeh abzunehmen, bevor ich qualvoll an wundbrand sterbe wie dieser lulli, wäre ich dir sehr verbunden.“
jochen nickte und wirkte nun irgendwie freudig erregt. wahrscheinlich hatte er schon immer jemanden etwas auf diese weise entfernen wollen.
„gerne“, meinte er nur, kramte die stichsäge aus dem werkzeugkasten hervor und begann, mir den kompletten fuß abzusägen, noch bevor ich ihn darauf hinweisen konnte, dass es der zeh vermutlich auch getan hätte.

Über christian s.

das, was ich hier hinein schreibe, wird dann später für alle sichtbar sein.
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15 Kommentare zu wie dieser lulli

  1. pulsiv sagt:

    immer wenn ich hier von jochen lese, muss ich an meinen lieblings-hass-kollegen denken. der sagt immer „oder sowas“ an jedem satzende. dem würd ich seinen zeh gern mal in die nase rammen. oder würde es der fuß auch tun? hm…

  2. Nina sagt:

    Mit einer Stichsäge? Wie dünn sind Ihre Beine, dass man die mit einer Stichsäge absägen kann? Oder hat Jochen aus Versehen das Holzbein gekappt?

  3. christian s. sagt:

    ich habe in der tat sehr zierliche fußgelenke. eine stichsäge reicht da vollkommen.

    @pulsiv – keine halben sachen. rammen sie ihm direkt den ganzen fuß samt bein in die nase.

  4. zoee sagt:

    mich beschäftigt eine frage: wie ist denn der nagel in deinen fuss gekommen? draufgetreten kannst du ja nicht sein, sonst wärst du ja nicht festgenagelt.
    was, zur hölle, hast du getan?????

  5. Maak sagt:

    vom nageln, herr grob, haben sie weniger ahnung als ich dachte.

  6. Ich ängstige mich langsam…. sie werden immer weniger, Herr Grob.

  7. JamesdK sagt:

    “auweia. wie hast du das denn geschafft?”, fragte dich jamesdk, weil er gestern abend um 20:16 mit dir beim rudelgucken war …

  8. kleiner.mops sagt:

    Unwichtig zu erwähnen, dass Monsieur Lully gewissen Grund gehabt hatte, sich nicht in die Hände der Ärzte zu geben. Hatten diese doch kurze Zeit davor dem König bei der Entfernung eines Zahns doch glatt einen ganzen Teil des Unterkiefers herausgerissen. Bei solch unqualifiziertem Heilpersonal hätte Lully doch glatt noch seinen Rüpel verlieren können. Undenkbar!
    Aber das hat Ihnen Jochen natürlich verschwiegen, der Sie einfach nur eines ihrer hinreißend schönen Füßchen berauben wollte!

  9. zoee sagt:

    @maak: wie rüpelhaft!

  10. Herr Schmidt sagt:

    Seien Sie froh, werter Herr Grob, dass Sie sich nicht in den Rüpel genagelt haben!

  11. Erdge Schoss sagt:

    Für jemanden, werter Herr Grob, der lange Zeit sehr stolz auf seine Füße war, scheinen Sie in jüngster Zeit recht nachlässig damit umgegangen zu sein. Was haben sie Ihnen denn bloß getan, die Füße?

    Herzlich
    Ihr Erdge Schoss

  12. Maak sagt:

    @zoee: ich?!? ich glaube ich bin hier der einzige der nicht von rüpeln spricht.^^

  13. christian s. sagt:

    ich habe übrigens auch schon lange nicht mehr von rüpeln gesprochen.

    @herr schoss – nichts läuft mehr so, wie ich es wollte.

    @herr schmidt – warum sollte ich auch? wie dämlich muss man denn bitteschön sein, um sich in den rüpel zu nageln?

    @kleiner mops – so wird es gewesen sein. und ich möchte nicht wissen, was er mit meinem fuß angestellt hat.

    @jamesdk – ich habe es endlich geschafft, mich zu duplizieren.

    @klapsenschaffner – noch bin ich ja da.

    @maak – ich habe definitiv andere qualitäten. so kann ich beispielsweise prima schnippen.

    @zoee – das ist eine wirklich lange geschichte. und nicht halb so lustig, wie man vielleicht denken könnte. obwohl…

  14. Kerze sagt:

    Pfui… Menschen die Jochen heißen, sollte man nichts Scharfes in die Hand geben!

  15. zoee sagt:

    christian, wir sind auch in nicht-lustigen zeiten für dich da!

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