„guten morgen, sir“, sagte ich zu meinem chef und machte einen höflichen diener. er hatte mich kurz zuvor in sein büro gerufen.
„und?“, sagte mein chef, ohne zeit mit begrüßungsfloskeln zu verschwenden. „schießen sie los.“
„was meinen sie, sir?“
„ihre lesung gestern. ich hätte gerne von ihnen gewusst, wie es war.“
„oh, es war gut… denke ich. die leute haben gelacht und geklatscht. sogar als… als ich gelesen habe.“ ich lächelte meinen chef verlegen an.
„die leute haben sie ausgelacht!?“ er hob eine buschige augenbraue.
„oh nein, nein. sie haben über die sachen gelacht, die ich gelesen habe.“
„hm“, meinte er nur wenig begeistert.
„aber das sollten sie ja auch“, fuhr ich schnell fort. „es waren… lustige texte.“
mein chef musterte mich kritisch. dann nickte er.
„sie haben nicht allein gelesen?“
„um gottes willen, nein, sir. das hätte ich mich gar nicht getraut. und außerdem wäre dann doch niemand zu der lesung gekommen.“
„hmhmm. ich nehme an, die anderen beiden haben auch ihre texte vorgelesen.“
„nein. nein, sir. die beiden haben ihre eigenen texte vorgelesen.“
ich erntete einen eisigen blick.
„fabelhafte… texte, wirklich.“
„soso. und wie heißen die beiden, wenn ich fragen darf?“
„natürlich dürfen sie fragen, sir, sie sind mein chef. also der eine, das ist der wunderbare herr schoss, und der andere ist der einzigartige herr schmidt. die beiden waren wirklich…“
„sind das akrobaten?“, unterbrach mich mein chef.
„akro… wieso?“
„wegen der adjektive vor ihren namen. wunderbarer herr schoss, fabelhafter herr schmidt… das klingt für mich nach akrobaten.“
ich überlegte kurz.
„man könnte sie durchaus als wortakrobaten bezeichnen, sir“, sagte ich schließlich, „ja, wortakrobaten, das sind sie.“
in dem moment fing das rote telefon meines chefs an zu klingeln. er gab mir ein eindeutiges zeichen, sein büro zu verlassen, was ich rückwärts kriechend auch umgehend tat.
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mein dank an dieser stelle noch einmal an die unglaublichen mitleser, die traumhaften zuhörer und an alle, die an diesem abend und im vorfeld geholfen haben.
es hat verdammt viel spaß gemacht.
Echt schade, dass ich Euch drei Trolle nicht live erleben konnte. Nun ja, die Planung für die 3. Hanauer Lesung steht ja in den Startlöchern … 😉
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Keine Peitschenhiebe vom Chef? Wird wohl eine gute Woche werden… 🙂
(Hübsches Bild! ^^)
das mit dem roten telefon war ich wegen der gehaltserhöhung. hat er sich schon dazu geäussert?
„wortakrobaten“ – die männer mit dem knoten in der zunge? 🙂
Ich habe mich bisher nie als Wortakrobaten gesehen sondern mehr als Traumtänzer. ^^
@grob: Es war ein einmaliges Erlebnis, was hoffentlich nicht ein-malig bleiben wird. Und es war mir eine Ehre, meine unwürdigen Pfötchen zum Dienste dieser größeren Sache benutzen zu dürfen!
@schoss: Muss ich mir Sorgen machen? Wenn Sie rufen, springe ich nur eben in mein maßgefertigtes Cape und eile zu ihrer Hülfe.
@Schmidt: Aber nicht jeder Traumtänzer kann seine Tanzeinlagen auch akrobatisch in Worte fassen.
Und zwar so was von, werter Herr Grob! Das lässt schon vorfreudig auf den 28. schauen … Und wenn der werte Herr Schmidt da nicht zufällig auf Welttournee sein sollte …
Allein die Aussicht, liebes Fräulein Mops, Sie in maßgeschneiderter Garderobe springen zu sehen, wär’s mir schon wert: Hülfe!
Herzlich
Ihr Erdge Schoss
meinen dank für das fabelhafte bild! darf man auf mehr hoffen?
ach ja und zum wortakrobaten …
aus zwei mach drei. wie konnten sie, lieber herr grob, es sind drei wortakrobaten!!
Sie machen sich ganz niedlich auf einem Barhocker, lieber Christian.
Wenngleich Sie natürlich immer noch wahnsinnig jung aussehen. Aber das wird schon. Spätestens in zehn Jahren oder so.