den letzten klopper

„hattest du schon mal eine freundin, die pferde süß fand?“, fragte mich simon und schaute dabei überaus ernst drein.
„ich… hatte mal eine freundin, die pferde lecker fand“, antwortete ich zögerlich. „aber süß, nein. ich glaube nicht.“
„monika findet pferde süß.“
monika war simons neue freundin, die letzte woche – völlig überstürzt, wie ich fand – bei ihm eingezogen war.
„süß, inwiefern?“, fragte ich.
„wenn sie ein pferd sieht, sagt sie sachen wie ‚oh, ist das aber süß‘, oder ’so ein süßes pferd habe ich noch nie gesehen‘.“ simon machte eine pause, die er nutzte, um seinen kopf in die hände zu nehmen und verzweifelt zu gucken. „selbst den letzten klopper findet sie süß, kannst du dir das vorstellen?“
abgesehen davon, dass er sicherlich klepper meinte, und nicht klopper, konnte ich mir das nur sehr schwer vorstellen.
„hm. was sagt sie denn, wenn sie… wenn sie beispielsweise eine kuh sieht?“
„‚da steht eine kuh‘, oder so. keine ahnung. jedenfalls findet sie kühe nicht annähernd so süß wie pferde. ich glaube sogar, sie findet kühe widerlich.“
„aha“, meinte ich, als wüsste ich rat.
„was soll ich denn nur tun? ich… ich hasse pferde. und jetzt will sie auch noch, dass ich ihr ein pferd kaufe. ein pferd, verstehst du? in meiner kleinen wohnung.“
ich verstand.
„dann sag ihr doch einfach, dass du ihr das pferd kaufst, wenn du im gegenzug die kuh bekommst, die du schon so lange haben möchtest. das wäre doch ein fairer deal.“
„aber… ich wollte doch noch nie eine kuh haben.“
„ich weiß das“, meinte ich und zwinkerte meinem freund verschwörerisch zu. „aber monika weiß das nicht.“
„du hast recht.“ simon strahlte vor freude, als er endlich verstand. „nie im leben würde sie darauf eingehen.“
„ganz genau.“
simon bedankte sich bei mir, beschloss, noch am gleichen abend mit monika darüber zu reden, und ging schließlich nach hause.

als ich die beiden heute in simons wohnung besuchte, hatten sie ein pferd, das im flur stand, eine kuh, die gerade dabei war, die vorhänge aus der küche wiederzukäuen, sowie ein ausgewachsenes schwein, das es gratis dazu gegeben hatte. simon kniete neben dem schwein und schrubbte den boden, während monika mir stolz ihr pferd zeigte.
„ui, das ist aber wirklich süß“, stellte ich fest und streichelte das süße pferd, während ein schmutziger lappen, der aus simons richtung geflogen kam, nur knapp meinen kopf verfehlte.

Über christian s.

das, was ich hier hinein schreibe, wird dann später für alle sichtbar sein.
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21 Kommentare zu den letzten klopper

  1. Darky sagt:

    Sollte ich jemals einen Ratschlag in Beziehungsfragen brauchen, werde ich Sie nicht fragen. Sonst hab ich am Ende auch noch ungewollte Haustiere. Na ja. Ist vermutlich besser als eine ungewollte Schwangerschaft. Die Tiere kann man wieder verkaufen. Bei Kindern soll das sehr schwer sein. Hab ich gehört.

  2. Piano sagt:

    Also ich kann Monika verstehen. Pferde SIND süß 🙂

  3. christian s. sagt:

    aber auch lecker.

    @darky – in deutschland, ja. aber ich glaube, man kann sie dafür ganz gut verschenken.

  4. Nina sagt:

    Pferde sind nicht süß. Die sind groß und mächtig und können einen auf alle möglichen Arten plattdrücken oder niedertrampeln. Meinetwegen sind sie lecker oder gut um drauf zu reiten, aber süß? Diese weibliche Faszination habe ich nie verstanden und werde ich nie verstehen. Süß ist nur, was kleiner ist als ich und maximal 6 Beine hat. Hirschkäfer zum Beispiel.

  5. Inferno sagt:

    das pferd auf dem flur war nicht süss. es war niedlich und eventuell noch herzallerliebst, – aber definitiv nicht süss! 😉

  6. Katrin sagt:

    Hmm, jetzt wird mir einiges immer klarer und klarer….

    Gruß aus der Vergangenheit….

  7. Herr Schmidt sagt:

    Wer wollte denn das Schwein haben?

  8. Ronnie sagt:

    Pferde sind nicht süß. Die ziehen immer so ein langes Gesicht. Aber das Schwein – das wärs. Ich hatte noch nie Schwein.

  9. Erdge Schoss sagt:

    Wohnen Simon und Monika, werter Herr Grob,
    großzügig oder eher beengt?

    Herzlich
    Ihr Erdge Schoss

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  11. Ronnie sagt:

    @ Herr Schoss: Jetzt wohl eher letzteres…

  12. Sabine sagt:

    Mit ein wenig Zucker oder Süßstoff drauf könnte man sich schon dazu hinreissen lassen, diese großen Viecher mit den noch größeren Zähnen und Hufen als süß zu bezeichnen.
    Und sollte es sich bei dem Schwein um ein Husumer Protestschwein handeln, würden wir es für Simon auch gerne mal in Pflege nehmen.

  13. Maak sagt:

    mir ist mal eine kuh zugelaufen. ein armes herrenloses tier. ich hab sie natürlich aufgenommen und in meinem zimmer versteckt weil meine eltern nichts davon wissen durften. damals war ich ja noch klein… oder sagen wir mal jung, denn soviel kleiner als jetzt war ich ja gar nicht. naja jedenfalls war die kuh sehr lustig und ist immer auf den schränken herumgesprungen oder hat sich unterm schreibtisch versteckt oder fliegen gejagt. nachts schlief sie grundsätzlich bei mir im bett und war sehr kuschelig. nach der schule bin ich immer mit ihr gassi gegangen und habe ihr beigebracht immer schön in den vorgarten von herrn düsterbrecht (einem bösen nachbarn ein paar häuser weiter) zu scheissen. ach ja, die kuh und ich das waren zeiten.

    irgendwann als ich mit ihr im fernsehen eine doku über bullenzucht sah merkte ich aber das sie immer trauriger wurde und der wille nach freiheit und ihren artgenossen in ihr keimte. noch am selben abend bin ich mit ihr zum meer gefahren wo ich ihr schließlich die freiheit schenke. ich erinnere mich noch wie sie muhend in den sonnenuntergang geschwommen ist und ich ihr mit einer kleinen träne im auge hinterherwinkte…

  14. Anna sagt:

    Rezept des Tages: Pferdeapfel, sehr süß (geht auch in der Mikrowelle)

    Pferdeapfel schälen, aushöhlen, etwas Marzipan und Nussmus hinein, wahlweise auch Nutella.
    Im Ofen bei 200° 30 Minuten backen. Mikrowelle geht auch, aber da wird er nicht so knusprig.
    Den noch heißen Apfel mit 5 Esslöffel Zimtzucker übergießen –> sehr süß.
    Guten Appetit!

  15. zoee sagt:

    das gibt aber viele panierte schnitzel!
    sag bitte bescheid, wenn simon und monika heiraten. dann legen wir für eine tiefkühltruhe zusammen.

    @maak: ich bin jetzt furchtbar traurig. was für eine rührende geschichte!

  16. Erdge Schoss sagt:

    Da will ich Ihnen generell nicht widersprechen, werter Herr Ronnie,
    aber im weitläufigen Altbau kann sich das schon verlaufen und man
    trifft sich nur hin und wieder, vor dem Kühlschrank beispielsweise oder
    der verschlossenen Badtür, weil die Sau wieder nicht fertig wird.

    Herzlich
    Ihr Erdge Schoss

  17. christian s. sagt:

    @zoee – wenn ich das richtig mitbekommen habe, ist monika mittlerweile mit dem pferd durchgebrannt.

    @anna – uh, das klingt in der tat aber sehr süß. und lecker. aber auch nach arbeit.

    @maak – jetzt werden sie aber laut auflachen – mir ist vor einiger zeit mal ähnliches passiert. allerdings mit einem elefanten. an den denke ich heute noch sehr oft.

    @sabine – ein husumer protestschwein. da musste ich doch gerade glatt nachschauen, ob es das überhaupt gibt. und tatsächlich. sehen lecker aus.

    @herr schoss – auf jeden fall nicht mehr zusammen.

    @ronnie – ich würde es ihnen gönnen.

    @herr schmidt – einem geschenkten schwein, schaut man nicht ins… ach, sie wissen schon.

    @katrin – mir auch.

    @inferno – sie scheinen sich mit pferden auszukennen?!

    @nina – ich kenne kein pferd, das mehr als sechs beine hat. und auch nur eins, das sechs beine hat.

  18. Scheibster sagt:

    Mein lieber Herr Grob,

    wenn Sie Ihren guten Ruf bei Simon noch retten wollen, so sollten Sie ihm zum nächsten Geburtstag ein Aquarium schenken, in seiner Wohnung in den Boden einlassen, als Goldfische getarnte Piranhas hineinsetzen, Simon eine weiße Katze an den Arm und eine Augenklappe ins Gesicht tackern und ihm raten, zu warten, dass das Pferd, die Kuh und das Schwein in das Becken fallen.

    Oder eben Monika.

  19. christian s. sagt:

    ist das nicht ein wenig… kompliziert?

  20. Scheibster sagt:

    Theatralik, mein lieber Herr Grob, ist selten simpel. Und Sie wollen doch etwas wiedergutmachen, oder nicht?

  21. Pingback: erdgeschossrechts

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