„wer ist eigentlich der kerl, den du da mitgebracht hast.“ simon deutete auf den mann, der neben mir auf dem sofa saß, in seinem feinen anzug ein wenig deplatziert wirkte aber angenehm nach einer süßen mischung aus getrockneten rosen und nassen socken roch. „dein schuldenberater?“
„schuldenberater“, lachte ich. „ne. ich habe keine ahnung, wer das ist.“ ich zuckte mit den schultern, da ich tatsächlich nicht wusste, wer der mann neben mir war. dieser beachtete uns gar nicht, betrachtete stattdessen überaus interessiert das muster der tapete, als hätte er so etwas noch nie zuvor gesehen. „den habe ich letzten montag aus einer drehtür befreit, in der er sich scheinbar verfangen hatte. seitdem weicht er mir nicht mehr von der seite.“
„aha“, meinte simon. „und das findest du nicht seltsam?“
„hm, nein“, antwortete ich. „er stört ja auch nicht. im gegenteil. wenn er nachts neben meinem bett steht, während ich schlafe, fühle ich mich irgendwie… sicherer. geborgen. außerdem riecht er ziemlich gut“, erklärte ich simon, der eine augenbraue hob. „erinnert mich an ein mädchen, das ich mal in einem urlaub in der lüneburger heide kennengelernt habe.“
der mann schaute mich nun an und nickte lächelnd, als würde er sich ebenfalls an das mädchen aus der lüneburger heide erinnern.
„also ich weiß nicht.“ simon musterte den wohlriechenden mann misstrauig. „mir ist der kerl irgendwie unheimlich.“
„er ist aber völlig harmlos, wirklich“, versichterte ich meinem freund. „und sehr schweigsam“, ergänzte ich.
„ja, schweigsam ist er“, bestätigte simon, beobachtete den mann neben mir und überlegte. „komisch“, meinte er nach einer weile, „irgendwie kommt er mir bekannt vor.“
„hat halt ein allerweltsgesicht“, meinte ich lapidar.
„nein, das ist es nicht.“ der fremde lächelte simon unschuldig an, während dieser sich am kinn kratzte und weiter überlegte, woher er den fremden kannte.
„jetzt hab ich es“, schoss es plötzlich aus simon raus, als er meinen stillen begleiter erkannte. „das… das ist dieser durchgeknallte sektenheini. dieser… dieser tom cruise.“
„oh mann“, meinte ich nur und schüttelte fassungslos meinen kopf. „jetzt wo du es sagst…“
„du… du hast tom cruise in meine wohnung gebracht.“ simon fasste sich an den kopf. „ich fass es ja nicht.“
der mann, der sich als tom cruise entpuppte, wich vor meinem augenscheinlich ziemlich wütenden freund zurück, schnappte sich ein kissen und suchte hinter diesem schutz. er wirkte sehr verängstigt und blickte mich hilfesuchend an.
„dabei wirkte er so harmlos, nett und freundlich“, sagte ich und blickte ins leere. „was… was soll ich denn nun mit ihm machen?“, fragte ich schließlich.
„bring ihn doch zurück zur drehtür“, schlug simon vor. „hauptsache er verschwindet aus meiner wohnung.“
„ja. ja, natürlich.“ ich nickte und stand auf. „zurück zur drehtür, das wird das beste sein. da kann er auch keinen schaden anrichten“, sagte ich, „solange ihn da keiner rausholt.“
ich verabschiedete mich kurz von simon und verließ die wohung meines freundes.
tom cruise folgte mir unauffällig in einigen metern abstand.
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blogger.com-days
ich empfehle: männliche ergüsse
ich empfehle: weibliche gedanken
Meta
sehr merkwürdig, was hast du nur gegen tom cruise ;)?
hab neue URL… bitte blogroll updaten :).
grüßeausjena
b
ich mag tom cruise. kommt das etwa nicht so rüber?
der beste anti-scientology-artikel, den ich jemals gelesen habe.
hut ab!
MIR wäre es unheimlich, wenn Tom Cruise nachts neben meinem Bett stehen würde!
ja. wenn ich jetzt darüber nachdenke, wer da neben meinem bett gewacht hat, läuft es mir noch nachträglich kalt den rücken runter. hu.
@zoee – auch der beste, den ich jemals geschrieben habe.
Man stelle sich mal vor, er hätte ihn nicht erkannt! Wie lange der Cruise wohl noch hinter Ihnen hergelaufen wäre…
Zum Glück sind Sie wieder da – auch nur einen Tag ohne einen neuen Artikel – ich weiß nicht, ob ich das überlebt hätte!
Der arme Herr Cruise.. obwohl.. höchstens arm im Geiste.. hängt da jetzt fest in der Drehtür.. Gut, kann er wenigstens keinen Schaden anrichten.
Kommen Sie bloß nicht auf die Idee, irgendjemandem zu verraten, wo diese Drehtür ist – nicht, dass ihn jemand da vorzeitig rausholt. Oder überhaupt.
ich werde niemanden verraten, dass sich die drehtür in einem alten kaufhaus befindet, das bald abgerissen werden soll. niemanden.
@prophet – eine ganz schön gruselige vorstellung.
tom cruise riecht nach einer süßen mischung aus getrockneten rosen und nassen socken? ich hab’s mir immer gedacht…
Urlauben Sie öfters in der Lüneburger Heide, werter Herr Grob?
Herzlich
Ihr Erdge Schoss
Ich glaube Ihnen kein Wort, Herr Grob! Wenn es wirklich Tom Cruise gewesen wäre, hätte er nicht geschwiegen. Er hätte versucht, Sie zu Seintolodschi zu bekehren!