„das muss dir doch nicht peinlich sein“, sagte robert und grinste mich schief an. „wirklich nicht… du… dudödeldu.“
„ich sage es dir jetzt zum letzten mal“, meinte ich genervt, „es ist mir nicht peinlich.“
„na komm schon, schau mich nicht so böse an“, sagte er. „ist doch alles halb so wild. viele menschen sind in einem… jodelorchester.“
robert schüttelte sich vor lachen, als hätte er einen ziemlich witzigen epileptischen anfall.
obwohl ich es mir eigentlich hätte denken können, ärgerte ich mich über das kindische verhalten meines besten freundes. und dass ich ihm von dem jodelorchester erzählt hatte.
„es sind auch viele frauen in dem orchester“, sagte ich trotzig. „gutaussehende frauen.“
„oha. und, hast du denn auch schon mit einer… gejodelt?“ er wischte sich eine träne aus dem augenwinkel und versuchte ernst zu bleiben, gab aber schon nach wenigen augenblicken auf und kringelte sich erneut vor lachen.
„weißt du was?“, sagte ich und stand auf. „du kannst mich mal.“
„oh, entschuldigung“, meinte robert und versuchte, sich zu beherrschen. „aber das ist fast so lustig wie damals die sache mit paula“, erklärte er.
„paula?“
„ja, paula. die mit uns zur grundschule gegangen ist.“
ich versuchte, mich an paula aus der grundschule zu erinnern.
„die hatte doch diese riesigen verbogenen füße“, sagte robert, „haben in keine normalen schuhe gepasst.“
„du meinst paula, die sturzflugente?!“
„ja, genau die. die nicht geradeaus laufen konnte und beim sportunterricht ständig vom schwebebalken gefallen ist. mann, was haben wir gelacht.“
„hm“, meinte ich, „das war nicht richtig.“
„bitte was?“ robert schaute mich ungläubig an, als hätte ich ihn soeben aufgefordert, nackt auf dem marktplatz einen wilden fackeltanz aufzuführen.
„das war nicht richtig“, wiederholte ich, „über paula zu lachen und ihr so einen fiesen spitznamen zu geben. weißt du eigentlich, was aus ihr geworden ist?“
„vermutlich kein fußmodell“, witzelte robert. „und auch keine turnerin.“
in momenten wie diesen fiel es mir immer schwer, ihm nicht eine reinzuhauen.
„sie ist gelegenheitskettenraucherin geworden“, sagte ich, ohne ihn zu schlagen.
robert starrte mich nur hohl an. ihn schien das nicht sonderlich zu beeindrucken, dass aus paula, die wir wegen ihren füßen gehänselt hatten, eine gelegenheitskettenraucherin geworden war, was ich persönlich ziemlich schlimm fand.
„naja“, meinte robert schließlich und zuckte kaum merklich mit den schultern. „immer noch besser als zwergelefantenzüchter. oder trittbrettbohrer. oder… oder jodler.“
robert warf sich lachend auf den boden. nicht nur die alte dame, die gerade an uns vorbei ging, zweifelte in dem moment an seinem verstand.
ich schüttelte nur meinen kopf und zog vorsichtig eine streichholzschachtel aus meiner hosentasche.
robert hatte sich eine lektion verdient, fand ich, und das, was sich in der schachtel befand, sollte ihm diese lektion erteilen.
ich öffnete langsam die schachtel, und zwei winzige augen blickten mir entgegen. ich zwinkerte den augen zu. dann hielt ich die streichholzschachtel über den sich immer noch am boden wälzenden robert und drehte sie um. der klitzekleine bewohner der schachtel fiel direkt auf roberts kopf, begann sich sofort durch die wirren haare meines freundes zu wühlen und erreichte schließlich sein ziel.
als mein säbelzahnfloh rufus seine mächtigen hauer in die kopfhaut meines freundes bohrte, hörte dieser augenblicklich auf zu lachen. er riss vor schmerzen seine augen weit auf und starrte mich entsetzt an.
ich schenkte ihm ein zufriedenes lächeln.
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ich empfehle: männliche ergüsse
ich empfehle: weibliche gedanken
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Eigentlich käme Phil die Ehre zu, hier zuerst zu kommentieren. Aber – ätsch – ich war zuerst da!
Werter Herr Grob! Phantastische Idee, Ihren Säbelzahnfloh auf Robert loszulassen! Das hat er sich verdient! Paula hat übrigens per Akupunktur versucht, sich das Rauchen abzugewöhnen. Leider läuft sie seitdem als Nadelkissen durch die Gegend…
Das ist moralisch so nicht in Ordnung. Probleme lassen sich nicht durch Gewalt lösen. Erst wollten Sie ihn schlagen, dann [i]ließen[/i] Sie ihn beißen… auch noch die Drecksarbeit delegieren… also wirklich. Ja, und das Schlimmste – man möchte gar im ersten Moment Ihre befriedigten Rachegelüste teilen (ja, lieber Leser dieses Kommentars, ist doch so, oder nicht?). Nein, also das wirft kein gutes Licht auf den Protagonisten. Wie können Sie es wagen sich als Freund Roberts zu bezeichnen? Ist Freundschaft nicht Verzeihen? Glauben Sie, dass eine primitive Befriedigung Ihrer Rachegelüste einen besseren Menschen aus Robert macht? Noch dazu, wenn Sie Dritte dazu instrumentalisieren? Das ist schon sehr Grob.
Dass Rufus bei Ihnen eine gewaltverherrlichende Rolle spielen würde, war mir irgendwie schon vorher klar. Trotzdem – ich schenke Ihnen meinerseits ein sehr zufriedenes Lächeln. Ohne Zähne im Kopf! 🙂
Also ICH finde jodeln toll! GANZ bestimmt!
ich kann robert schon verstehen. ohne diplom hat man in einem seriösen jodelorchester nichts zu suchen. das ist ja wie aldi-cola trinken. lachhaft.
ist rufus zurückgekommen?
Haben Sie denn nun mit einer der hübschen Frauen gejodelt?
Gelegenheitskettenraucherin, werter Herr Grob, zu sein ist auf
Dauer gesehen wahrscheinlich gesünder, als ständig vom
Schwebebalken zu fallen. Aber wahrscheinlich kommt es darauf
an, wie man fällt. Und worauf.
Herzlich
Ihr Erdge Schoss
…aber auch was man raucht und wie viele Gelegenheiten es gibt, werter Herr Schoss.
Ich dachte Säbelzahnflöhe seien ausgestorben. Ein Glücksfloh, dieser Rufus.
Aber Zwergelefantenzüchter? Müsste es nicht Zehenantenzüchter heißen? Der Elefant löste schließlich auch den ausgestorbenen Zwölefanten ab.
Mit kopfschüttelnden Grüßen des Lichtträgers
säbelzahnflöhe sind nicht ausgestorben. sie haben sich nur rar gemacht. (die mammutfliegen hingegen sind tatsächlich ausgestorben.)
@herr schmidt – richtig.
@herr schoss – und natürlich auch aus welcher höhe. aber soweit ich mich erinnern kann, wurde paula auch irgendwann vom sportunterricht befreit.
@herr schmidt – soll das ein scherz sein? ich habe sogar schon mit drei frauen gleichzeitig gejodelt.
@zoee – wer sagt denn, dass ich kein jodeldiplom habe? vielleicht habe ich es ja heimlich gemacht. und keinem davon erzählt. außer dem guten rufus, der übrigens zurück gekommen ist.
@frauvivaldi – das ist gut. vielleicht jodel ich ihnen bei gelegenheit mal was vor.
@phil – dabei ist der rufus im grunde ein ganz lieber.
@gnaur – also robert lacht nun über keinen mehr (nie mehr). insofern hat es sicher schon was gebracht.
@meise – die arme paula. aber wenigstens läuft sie überhaupt noch durch die gegend. andere hätten sich vielleicht schon längst vom schwebebalken gestürzt.