„ist das nicht illegal?“, fragte bernd, als ich ihm erzählte, dass ich nun unter die professionellen hütchenspieler gegangen war. „ich meine, ich hätte mal irgendwo gelesen, dass dieses hütchenspiel ein betrügerisches glücksspiel ist.“
„schwarze schafe gibt es überall“, sagte ich und zuckte mit den schultern, „sogar beim minigolf. ich kann dir aber versichern, dass ich ein ehrlicher hütchenspieler bin. schau her.“
ich stellte drei leere schnapsgläser nebeneinander und mit der offenen seite nach unten auf den alten klapptisch, den ich vor mir aufgebaut hatte. anschließend legte ich eine kleine, rote plastikkugel unter das mittlere glas.
„äh…“, meinte bernd, als er erst die gläser und dann mich verdutzt anschaute.
„pass auf“, sagte ich. „und versuche, meinen raschen bewegungen zu folgen.“
ich fing an, die vor mir stehenden gläser zu verschieben. erst langsam, dann immer schneller. das glas, unter dem die rote kugel lag, wechselte dabei ständig die position, so dass sogar ich probleme hatte, nicht den überblick zu verlieren. als ich schließlich aufhörte, die gläser zu bewegen, stand das glas mit der kugel wieder zwischen den beiden anderen gläsern.
„und“, fragte ich, während ich mir mit dem handrücken den schweiß von der stirn wischte, „hast du mir folgen können?“
bernd nickte wortlos und schaute mich dabei auf eine recht seltsame weise an, so als hätte ich ihm eine ziemlich absurde und überflüssige frage gestellt.
„dann sag mir doch bitte“, forderte ich ihn auf, „unter welchem glas sich die kugel befindet.“
ich lächelte siegessicher, da ich mir ziemlich sicher war, dass er meinen verteufelt schnellen bewegungen nicht hatte folgen können. umso überraschter war ich, als bernd ohne zu zögern auf das glas deutete, unter dem sich – wie ich wusste – die rote kugel befand.
„hm“, meinte ich. „entweder hast du verdammt flinke augen, oder du… du hast einfach nur gut geraten.“
„ich habe nicht geraten“, behauptete bernd.
„aber es war nahezu unmöglich, meinen schnellen bewegungen zu folgen“, sagte ich, woraufhin er nur eine augenbraue hoch zog und mich wieder mit diesem seltsamen blick anschaute.
„ich habe weder flinke augen“, begann bernd zu erklären, „noch habe ich raten müssen, unter welchem glas sich die kugel befindet. denn wenn du dir die gläser einmal etwas genauer anschaust, wirst du erkennen, dass sie, wie die meisten sachen aus glas, völlig durchsichtig sind. man kann die kugel unter dem glas ganz genau erkennen. dazu muss man noch nicht einmal sonderlich gute augen haben.“
ich schaute mir die gläser etwas genauer an, klopfte mit dem finger gegen eins von ihnen, erkannte nichts außergewöhnliches und schüttelte schließlich meinen kopf. dann packte ich gläser und kugel in einen beutel, klappte den tisch zusammen und klemmte ihn mir unter den arm.
„du hättest ruhig zugeben können, dass du nur geraten hast“, sagte ich, drehte mich um und machte mich auf den weg in die fußgängerzone, wo ich mit meinem hütchenspiel so viel geld verdienen wollte, um das nokia-werk in bochum zu erhalten.
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blogger.com-days
ich empfehle: männliche ergüsse
ich empfehle: weibliche gedanken
Meta
Aaaaah, jetzt wollte ich gerade fragen, wo du dich hinstellst, damit ich auf geradezu rätselhafte Weise und natürlich nur durch Raten (!) eine Unsumme bei dir gewinne und einheimse, da musste ich den letzten Satz lesen… Mist. Ausgebremst.
als bochumer finde ich es ganz toll dass sie die gewinne den nokianern spenden wollen. ich sage denen schonmal bescheid, dass ihre jobs jetzt wieder sicher sind. sie sind ein held!
Na dann werde ich mal in die Fussgängerzone gehen und ihr Vorhaben subventionieren … 😉
wenn du eine blaue kugel nimmst, ist das spiel viel undurchsichtiger. dann machst du richtig viel geld!
Richtig so! Lass Dich ja nicht von diesem elenden Ratefuchs beeinflussen. Der war bestimmt im Nokia-Vorstand und wollte Dich nur von Deinem ehrbaren Vorhaben abbringen.
Herr Grob, werden Sie wirklich immer besser? Ja, Sie werden wirklich immer besser. (War die von Ihnen bestellten Lobpreisung so okay? Kann ich die Rechnung rausschicken? Ich werde drei Umschläge verschicken, aber nur einem ist die Rechnung. Wenn Sie die auf Anhieb finden, brauchen Sie nicht zu zahlen. Und ich weiß ja nun auch, dass Sie nicht schummeln werden). Gratis Zugabe: Lobpreiset den Herrn Grob!
Wahrscheinlich, werter Herr Grob, lag es an der Oberfläche des Klapptisches.
Die darf nicht zu rau sein und nicht zu sehr glänzen, weil man dann die Kugel
… aber das wissen Sie wahrscheinlich viel besser, Sie Hasardeur.
Herzlich
Ihr Erdge Schoss
ich hoffe sie haben sich für ihr hütchenspiel in der fussgängerzone eine offizielle genehmigung der stadt besorgt.
professionelle hütchenspieler brauchen keine genehmigung.
@herr schoss – natürlich weiß ich das, herr schoss. ich bin ein profi.
@redfranko – da ich nicht nur ein großartiger hütchenspieler bin, sondern auch ein fast noch besserer mentalist als uri nella, weiß ich natürlich schon, in welchem umschlag die rechnung ist.
@herr schmidt – unter uns, den verdacht hatte ich auch schon.
@zoee – blau. die farbe der wollust. geht klar.
@phil – vielen dank.
@maak – kein held. nur ein einfacher hütchenspieler.
@meise – hm. das tut mir natürlich leid.
Das tut Ihnen leid? Ich hätte Sie geschröpft, werter Herr Grob! Mit oder ohne Ihre Gläser!
Haben Sie denn die Bochumer beglücken können oder gar tatsächlich ihr Hab und Gut an Passanten verspielt?
dummerweise sind mir die gläser hingefallen, als ich den klapptisch aufstellen wollte. nur eins ist ganz geblieben. aber mit nur einem glas ist das spiel ziemlich langweilig.
Ach ehrlich? Ich hätt’s gar nicht so langweilig gefunden, wenn ich immer auf ihr eines Glas gesetzt und dann gaaanz überraschend gewonnen hätte – jedesmal… Ich hätte auch ganz artig von einer sagenhaften Glückssträhne gesprochen und ganz verwundert getan! Echt!