ich stand an dem kleinen see in unserem wald, ließ die pralle sonne meine empfindliche haut röten und dachte nach, über mein leben, über das was war und das was ist, und schließlich auch über das was aller voraussicht nach noch sein wird, befand das alles für nicht gut, und meine stimmung war im eimer. ich wollte mich gerade ins gras legen, dem schicksal ergeben und trübsal blasen, als ich neben mir plötzlich eine stimme hörte.
„könntest du mir einen gefallen tun?“ eine person, zu der diese stimme gehörte, sah ich nicht.
„prinzipiell ja gerne“, sagte ich daher. „aber zunächst einmal hätte ich ganz gerne gewusst, wer da zu mir spricht.“
„einen namen habe ich nicht“, meinte die stimme. „aber da ich ein stein bin, kannst du mich auch so nennen.“
„oh, ein sprechender stein“, stellte ich überrascht fest, als ich den stein entdeckte, der nicht mal einen halben meter von mir entfernt im gras lag und mit mir sprach. „wie kann ich dir denn helfen… stein?“, fragte ich den stein.
„nun ja“, begann dieser, „ehrlich gesagt, halte ich es nicht mehr aus, hier in der heißen sonne. tag ein tag aus nur im gras zu liegen, das ist zwar eine zeitlang ganz schön, aber auf die dauer nicht wirklich erfüllend. ich könnte mal eine kleine abwechslung vertragen. und eine abkühlung auch.“
„ich soll dich ins wasser werfen“, schlussfolgerte ich.
„das wäre nett“, meinte der stein.
ich nahm den stein in meine hand und betrachtete ihn. er hatte weder augen noch eine nase, und einen mund hatte er auch nicht, was mich dann doch ein wenig verwunderte. ich überlegte, wie er es wohl schaffte, ohne mund oder sonstige erkennbare sprechwerkzeuge zu reden, verdrängte diesen gedanken aber wieder und fragte stattdessen:
„und was machst du, wenn du genug vom wasser hast?“
„darüber mache ich mir jetzt noch keine gedanken“, sagte der stein einfach. „viel wichtiger ist es doch erst einmal, dass ich überhaupt etwas an meiner jetzigen situation ändere. alles andere wird die zukunft bringen, sich irgendwie ergeben.“
hm, dachte ich, gar nicht mal so verkehrt, die einstellung. „also gut.“
ich holte aus und warf den stein. noch im flug hörte ich ihn leise „danke“ sagen, dann plumpste er ins wasser und versank sofort.
„kein problem“, sagte ich mehr zu mir selbst als zu dem stein, der mich ohnehin nicht mehr hörte, und betrachtete gedankenverloren das wasser.
der stein hat recht, überlegte ich. er hat verdammt noch mal recht.
und so traf ich schließlich die entscheidung, vor der ich mich schon so lange drückte, verdrängte endlich trübsal und lethargie. ich beschloss, etwas zu ändern.
„warte auf mich, stein“, rief ich. „ich komme mit.“
ohne mich zu entkleiden warf ich mich ins wasser und tauchte dem stein hinterher.
Suche
- Vögel, die bellen, fliegen nicht.
Letzte Kommentare
Archiv
- April 2012
- März 2012
- Februar 2012
- Januar 2012
- Dezember 2011
- Februar 2011
- Januar 2011
- Dezember 2010
- November 2010
- Oktober 2010
- Juni 2010
- Mai 2010
- April 2010
- März 2010
- Februar 2010
- Januar 2010
- Dezember 2009
- November 2009
- Oktober 2009
- September 2009
- August 2009
- Juli 2009
- Juni 2009
- Mai 2009
- April 2009
- März 2009
- Februar 2009
- Januar 2009
- Dezember 2008
- November 2008
- Oktober 2008
- September 2008
- August 2008
- Juli 2008
- Juni 2008
- Mai 2008
- April 2008
- März 2008
- Februar 2008
- Januar 2008
- Dezember 2007
- November 2007
- Oktober 2007
- September 2007
- August 2007
- Juli 2007
- Juni 2007
- Mai 2007
- April 2007
- März 2007
- Februar 2007
- Januar 2007
- Dezember 2006
- November 2006
- Oktober 2006
- September 2006
- August 2006
- Juli 2006
- Juni 2006
- Mai 2006
- April 2006
- März 2006
- Februar 2006
- Januar 2006
- Dezember 2005
- November 2005
- Oktober 2005
- September 2005
- August 2005
- Juli 2005
- Juni 2005
blogger.com-days
ich empfehle: männliche ergüsse
ich empfehle: weibliche gedanken
Meta
oh, welch fein verpacktes gleichnis 🙂
„Trübsal blasen“ – Ich wußte gar nicht, dass Sie ein Instrument spielen, Herr Grob.
Dabei, Herr Schmidt, ist Trübsal doch das Instrument, das auf der Welt von den Menschen geblasen wird. Wobei es nicht das einzige ist, was man blasen kann *hust*
Korrektur:
…von den meisten Menschen…
Da ich ja stark unter einer ausgeprägten Prokrastination leide, bewundere ich Sie für diese Entscheidung. Jetzt muss ich nur noch eine passende Moral für mich aus dieser Erzählung finden. Aber das mache ich morgen… oder so.
Ist das so, Basti?!? Ich dachte (oder hoffte) bisher immer, dass etwas anderes öfter geblasen wird. 😉
Ronnie, bedeutet Prokrastination, dass man freiwillig keine Kinder mehr bekommen kann?
Wenn man es jeden Tag verschiebt, dann kann es sowas bedeuten.
Aber das ist kein medizinischer Eingriff ???
Nein, das kann man so lernen. Ist ganz einfach! Ich erkläre es später mal… 🙂
Ich suche noch eben meinen Bikini. Dann komme ich mit.
Hach wie schöön ^_^