als ich gestern meinen kopf in das marmeladenglas steckte, das schon seit einiger zeit nahezu unbeachtet in der hintersten ecke meines schranks stand, blickte mir ein pferd entgegen und wieherte erfreut auf. es rannte einige male aufgeregt von links nach rechts und wieder zurück, schüttelte seine mächtige mähne und sprang schließlich über einen bären, der ein boot hinter sich herzog. scheinbar freute es sich sehr, mich zu sehen.
„ruhig, brauner“, sagte ich zu dem pferd, das eigentlich grün war und direkt vor meiner nase stehen blieb. es strahlte, wie ich selten ein pferd habe strahlen sehen, über beide ohren, und ich strahlte zurück.
„du hast sie dabei, nicht wahr?“, sagte das pferd. „komm, sag schon. du hast sie dabei.“
„ich… äh, habe was dabei?“, fragte ich.
„na, die pflaumen natürlich“, sagte das pferd, wieherte laut und schüttelte dabei seine türkisfarbene mähne.
„ah, natürlich. die… pflaumen“, wiederholte ich. „ne, die habe ich wohl vergessen“, gab ich zu.
das pferd strahlte nun nicht mehr, blickte mich nur ernst an und sagte:
„dann werde ich dir auch nicht sagen, wo das böse gnu die liebliche prinzessin mukulala gefangen hält.“
„hm“, meinte ich daraufhin. „ich glaube, das ist mir egal. ich kenne keine prinzessin mukulala.“
„bist du denn nicht ritter watzlaff?“, fragte das pferd überrascht.
ich überlegte kurz, ob ich ritter watzlaff war, und sagte schließlich:
„nö“, denn ich war tatsächlich nicht dieser ritter mit dem doofen namen.
„das erklärt natürlich die sache mit den pflaumen“, wusste das grüne pferd. „ritter watzlaff hat immer pflaumen dabei.“
„ich habe immer minzpastillen dabei“, sagte ich, wühlte in meiner hosentasche und zog zum beweis eine minzpastille hervor, die ich dem pferd unter die nüstern hielt.
das pferd schnüffelte misstrauig an der pastille, als mich plötzlich etwas ziemlich hartes am kopf traf und leblos zu boden fiel. eine getrocknete pflaume. eine zweite streifte mein ohr, eine dritte traf mich genau zwischen den augen, wodurch ich das bewusstsein verlor.
als ich wieder erwachte, fühlte sich mein kopf ziemlich lädiert an und sah auch so aus, steckte aber nicht mehr in dem marmeladenglas, das zersplittert neben mir auf dem küchenboden lag. von dem pferd fehlte jede spur, und so nahm ich eine der getrockneten pflaumen, die ebenfalls neben mir auf dem boden lag, befreite sie von schmutz und splittern und steckte sie mir in den mund.
lecker, dachte ich, während ich die zweite pflaume säuberte.
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- Vögel, die bellen, fliegen nicht.
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ein grünes pferd? der bär mit dem boot? prinzessin mukulala?
ich glaub ich muss auch mal meinen kopf in ein marmeladenglas stecken!
Einfach nur grob die Geschichte. Wunderbar grob!
Wieder mal eine sehr interessante Geschichte, die mich als Leser gleich auf die Suche nach unbeachteten Marmeladengläsern brachte. Leider erfolglos. Nur Erdbeere und Pflaume.
So nebenbei, kann es sein, dass dies eine der ersten Geschichten ist, deren Titel nicht exakt im Text vorkommt?
heiliger bimbam. das kommt davon, wenn man im nachhin noch wild rumeditiert und zig wörter austauscht. ^^
@mulan – das kann nie schaden.
ich glaube, ich weiß, wer die getrockneten pflaumen geworfen hat: das muss der stormking gewesen sein, jawohl.
bestimmt. der fisherman war es jedenfalls nicht. (stormking > fisherman)
Wie schmecken die denn? 🙂
Werter Herr Grob, obwohl ich selten in Marmaladengläser schaue und selbst wenn, dort nur in seltenen Fällen Getiers erblicke, das obendrein auch deutlich weniger groß als pferdgroß ist, habe ich Sie sicherheitshalber mal verlinkt im erdgeschossrechts. Man weiß ja nie …
Dörrpflaumeninduzierte Tierphantasieen. Interessant. Ich werde das auch gleich probieren.
Genau. Anlässlich eines weiter oben auftauchenden Denkanstoßes: Marmaramaladengläser. Ein kranker Türke nahe am Dardanellenufer kocht Obst ein.
btw.: Was bedeutet eigentlich
WordPress database error: [Duplicate entry ‚430116‘ for key 1]
Picture yourself on a boat on a river, with tangerine trees and marmelade skies…
Großartiger Text, Herr Grob!