als mann ohne erkennbare geschlechtsteile

micheles hut flog davon, denn es war an diesem nachmittag sehr windig, und michele fluchte leise. madame pompelbuse hatte ihm den hut, der seit vielen jahren sein lieblingshut war, als zeichen ihrer zuneigung geschenkt.
der kleine italiener mit den abstehenden ohren setzte sich auf einen alten stein unter einen baum, der ebenfalls ziemlich alt zu sein schien, und legte den kopf in seine hände.
„madame pompelbuse“, flüsterte er.
madame pompelbuse…
er hatte sie damals im jungfrauenaquarium kennengelernt. damals, als man noch nicht schief angeschaut wurde, wenn man als mann ohne erkennbare geschlechtsteile das jungfrauenaquarium besuchte.
„oh, madame pompelbuse…“
michele schniefte und ärgerte sich über diese ersten anzeichen einer erkältung. und darüber, dass er paul, diesen ständig niesenden regenwurm, bei sich aufgenommen hatte. auch wenn paul ziemlich unterhaltsam war und wirklich lustige witze über vögel kannte.
„ich mag sie zwar nicht“, hatte paul gesagt und dabei gelacht, „dafür aber mögen sie mich umso mehr.“
paul schleppte eine fürchterliche schleimhautentzündung mit sich rum, hustete und nieste den ganzen tag. eigentlich kein wunder, dass ich jetzt krank bin, dachte michele, schniefte erneut und beschloss, paul rauszuschmeißen, sobald er wieder zu hause war.
„sie werden sich noch eine lungenentzündung holen, wenn sie hier sitzen bleiben“, sagte die frau, die vor michele stehen geblieben war. sie war zwar nicht mehr die jüngste, dafür aber noch einigermaßen hübsch und lächelte freundlich. und so lächelte michele zurück, während ihm ein wenig rotz aus der nase lief.
„ach, ich bin abgehärtet“, behauptete er und unterstrich seine worte mit einem mächtigen nieser.
„taschentuch?“, fragte die frau, und michele sagte:
„tut mir leid, ich habe leider keine dabei.“
„ich meinte…“
„ich weiß“, sagte michele und lächelte erneut.
die frau nickte.
„ich komme oft hierher“, sagte sie plötzlich, „hocke mich auf diesen stein, auf dem sie jetzt sitzen, und denke darüber nach, wie wohl mein leben verlaufen wäre, wenn ich nicht diesen onomatopoeten geheiratet hätte, der den lieben langen tag onomatopoetisch daherschwafelt und noch nicht einmal viel geld hat.“
michele, der auch nicht viel geld hatte und eigentlich auf dem stein saß, um allein zu sein und darüber nachzudenken, wie wohl sein leben verlaufen wäre, wenn madame pompelbuse damals nicht diesen mokunanesischen elefantenhändler geheiratet hätte, sagte nur:
„ich mag onomatopoeten fast genauso wenig wie mokunanesische elefantenhändler.“
dieses mal lächelte die frau, die – obwohl sie nicht mehr ganz so jung war – michele doch irgendwie gefiel.
„haben sie vielleicht lust, einen kaffee mit mir zu trinken?“, fragte er sie daher.
„es gibt nicht viele sachen, die ich bei diesem nippelwetter lieber machen würde“, antwortete die frau, und michele konnte nicht anders, als der fremden auf die doch ziemlich großen hupen zu starren. schließlich war er ein mann, und der gedanke an nippel animierte ihn.
„ich… äh. pizzateig„, sagte er.
„pizzateig?“
michele dachte immer an pizzateig, wenn er nicht animiert werden wollte.
„ähm… den muss ich noch kaufen.“
er schaffte es schließlich, den blick von den brüsten der frau zu wenden und stand auf.
„ich heiße übrigens michele“, sagte michele und reichte der frau die hand.

Über christian s.

das, was ich hier hinein schreibe, wird dann später für alle sichtbar sein.
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9 Kommentare zu als mann ohne erkennbare geschlechtsteile

  1. mulan sagt:

    pizzateig? ich finde den gedanken an blumenkohl viel effektiver, wenn man nicht animiert werden möchte^^

  2. Kerze sagt:

    Was ist aus dem Plan mit dem Kinderbüchlein geworden?! 😉

  3. der.grob sagt:

    wenn sie das wort „kinder“ vor „büchlein“ streichen… ich arbeite dran. wird aber – wie ich mich kenne – an meinen eigenen ansprüchen scheitern. ^^

  4. der.grob sagt:

    wer sagt denn, dass michele der guten frau seine eigene hand reichte? vielleicht war das ja die hand eines anderen. ich habe auch immer eine andere hand dabei, die ich jemanden geben kann. oft zur begrüßung, manchmal aber auch zum abschied.

  5. elchivato sagt:

    So eine Hand ist wohl nützlich. Vielleicht mache ich einen Handstand auf und verkaufe welche. Wird ein ganz schönes Handgemenge. Hand aufs Herz. 🙂

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