zucker, keine milch

„könnte ich vielleicht einen kaffee haben?“, fragte ich den polizeibeamten, der mir gegenüber am tisch saß und seit geraumer zeit versuchte, eine kleine tischlampe so einzustellen, dass sie mich blendete.
„sie können hier gar nichts“, sagte der mann barsch, schob die lampe weniger millimeter nach links und schien endlich mit der einstellung zufrieden zu sein. ich sah in grelles licht und hörte ihn sagen: „so, und jetzt noch mal von vorn…“
„ich habe ihnen schon gesagt, was ich weiß“, beteuerte ich, was allerdings nicht stimmte. „ich habe mit der sache nichts zu tun.“ auch das stimmte nicht.
„was können sie mir über den expressionistischen sexualinhilator sagen?“
uh, der mann ist gut, dachte ich. wirklich gut.
„genauso viel wie über den intrinsischen insuffizienzprozessor„, antwortete ich. „nichts.“
„ah, der intrinsische insuffizienzprozessor… gut, dass sie ihn ansprechen.“
oh mist, verdammter. ich hatte mich verplappert.
„ähm, ich… könnte ich vielleicht einen kaffee haben?“, versuchte ich abzulenken. „zwei stücke zucker, keine milch.“
widererwartend drückte der mann auf einen unscheinbaren knopf im tisch, beugte sich ein wenig vor und sprach in die tischplatte. oder in ein mikrophon, das sich in der tischplatte befand. „kaffee, zwei stücke zucker und milch. viel milch.“ der mann grinste böse.
es vergingen keine siebenundzwanzig sekunden, da betrat eine junge frau den abgedunkelten raum, so schön wie eine blume mit brüsten, und mit einem endogenen sexualfaktor von mindestens fünfzig, der mich auf der stelle wuschelig machte.
„ich… äh, kaffee“, sabberte ich, als die junge frau den kaffee vor mir auf den tisch stellte.
„ja, das ist kaffee“, sagte sie lächelnd. „heißer kaffee, also vorsicht beim trinken.“
ich gluckste unbeholfen.
„ähm, ja“, unterbrach der mann unseren kleinen flirt, und die frau verließ umgehend den raum. ich hätte mich gerne noch eine weile mit ihr unterhalten. „nun wischen sie sich mal ihren mund ab, und dann kommen wir zurück zum intrinsischen insuffizienzprozessor.“
ich wischte mir den mund am ärmel ab und sagte schließlich:
„ich weiß nicht, wovon sie reden.“
ich nahm einen schluck von dem kaffee, der leider nicht halb so gut schmeckte wie die frau, die ihn gebracht hatte, aussah, dafür aber tatsächlich verteufelt heiß war. ich verbrannte mir die zunge und fluchte leise.
„mein informant sagt da aber etwas anderes“, behauptete der bulle.
„ihr informant ist eine ponywurst„, sagte ich keck, was vielleicht keine so gute idee war. mein gegenüber richtete sich langsam auf und starrte mich böse an. ich sah zwar nicht, wie sich seine nackenmuskulatur anspannte, doch hörte ich, wie sein hemd am rücken riss. er schien wirklich mächtig stinkig zu sein.
„mein informant ist KEINE ponywurst“, sagte er betont ruhig, bevor er plötzlich mit einer hand so fest auf den tisch schlug, dass beinahe die lampe hinunter gefallen wäre. „MEIN INFORMANT IST KEINE PONYWURST“, wiederholte er brüllend und spuckte galle, die auf meinem arm landete und ein wenig brannte.
„hohoho“, versuchte ich ihn zu beruhigen und rutschte auf meinem stuhl sicherheitshalber einige zentimeter nach hinten. „natürlich ist er das nicht. ihr informant ist bestimmt ein sehr guter… äh, informant. der am liebsten ponywürste isst… ja, äh. genau. das wollte ich eben sagen. ihr informant isst eine ponywurst.“
ich gratulierte mir leise zu diesem hervorragenden einfall und hoffte, dass auch der gereizte bulle mir zu diesem einfall gratulierte. oder zumindest darauf verzichtete, mich zu klump zu hauen.
dann verließ er ohne ein weiteres wort zu sagen oder zu brüllen den raum.
„die alphabetisierung macht ihm zu schaffen“, sagte eine stimme hinter mir. „sie müssen seinen kleinen… gefühlsausbruch entschuldigen.“
ein zweiter mann, den ich bisher noch nicht bemerkt hatte, kam aus einer dunklen ecke des raumes und setzte sich auf den stuhl, auf dem eben noch der wütende polizeibeamte gesessen hatte, dessen informant wohl keine ponywurst war.
„alpha…betisierung?“
„oder abecetisierung, wie wir es auch nennen“, lachte der mann. „wie dem auch sei. sie wollten gerade etwas über den intrinsischen insuffizienzprozessor erzählen…“

Über christian s.

das, was ich hier hinein schreibe, wird dann später für alle sichtbar sein.
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7 Kommentare zu zucker, keine milch

  1. mulan sagt:

    sehr gut gelöst! sehr schön! ich bin begeistert 🙂

  2. wort-wahl sagt:

    frau mulan, ich bin schockiert – sie sind schon wieder die erste hier. ^^
    herr grob, was bin ich froh, dass ich ihnen keine begriffe genannt habe. so gut wäre ihr text dann ganz sicher nicht geworden. weitermachen! (und: wo zur hölle bleibt das buch!?)

  3. Ronnie sagt:

    Fantastisch Herr Grob! Geben Sie bloß nicht nach und erzählen Sie um Himmels Willen nichts über den intrinsischen Insuffizienzprozessor. Lassen Sie sich da auch nicht von der Blume mit Brüsten beeinflußen – die kann nämlich kein Kaffee kochen.

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  5. scheibster sagt:

    Reschpekt, Herr Grob. Werden wir das Geheimnis eigentlich noch erfahren? Schreiben Sie wenigstens noch ein wenig über Floristik.

  6. medienjunkie sagt:

    das ist das bekannte böser-bulle – geile frau – unbekannter mann – spiel was sie da mit ihnen spielen. passen sie auf sich auf.

  7. der.grob sagt:

    keine bange, ich lasse mich von denen nicht weichkochen.

    @scheibster – floristik, mein steckenpferd. da kommt bestimmt noch was.

    @ronnie – kaffee kochen vielleicht nicht, aber… äh, knickknack.

    @wort-wahl – ach, lösen sie das nächste mal doch einfach trotzdem auf.
    @mulan – oh, ich auch. danke.

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