herr schnurpe informierte mich über seinen dachschaden, während die drei langen haare auf seinem ansonsten kahlen schädel wie drei abgemagerte tentakel ständig in bewegung zu sein schienen. der kleine mann mit den großen, roten ohren stand in leicht geduckter haltung vor mir und machte einen überaus besorgten eindruck.
„ach, ist doch nicht schlimm“, versicherte ich ihm und witzelte: „solange es nicht regnet.“
„ich… ich… bitte, ich…“, stotterte herr schnurpe, und ein film aus schweiß bildete sich auf seiner geröteten kopfhaut. er war anscheinend nicht zu späßen aufgelegt.
„nur ein spaß, herr schnurpe“, sagte ich. „ist doch wirklich halb so wild, das mit ihrem dachschaden.“
ich lächelte ihn freundlich an, doch herr schnurpe schaute nur bedröppelt zu boden.
„sagen sie… sagen sie es aber bitte keinem weiter“, flüsterte er, blickte sich verstohlen um und richtete mit einem zitternden finger seine verrutschte brille. „mir… mir ist das alles so fürchterlich unangenehm.“
„ach was. das muss ihnen doch nicht unangenehm sein“, sagte ich. „wissen sie, was wirklich unangenehm ist?“
herr schnurpe schüttelte seinen schwitzenden kopf. dann erzählte ich ihm, wie meine greise flötenlehrerin fräulein rosenberg und ich einmal dabei erwischt wurden, wie sie auf meiner kleinen flöte eine lustige doch zugleich ziemlich gewaltige melodei flötete.
„das war unangenehm, herr schnurpe. das können sie mir glauben.“
„aber war… war es denn wenigstens… schön?“, wollte herr schnurpe wissen. „ich meine, bevor man sie beide erwischt hat.“
„nun ja. fräulein rosenberg – gott hab‘ sie selig – war ja doch schon recht alt.“ ich überlegte kurz. „sie hätte die oma meiner oma sein können.“
„oh.“ herr schnurpe schien enttäuscht zu sein, daher sagte ich:
„aber nichts desto trotz war es sehr schön, doch. ich möchte mal behaupten, solch eine wundervolle melodei hat seitdem keine andere frau mehr auf meiner… äh, flöte geflötet.“
nun endlich lächelte auch herr schnurpe. er schien seinen dachschaden völlig vergessen zu haben und überreichte mir den gewünschten überweisungsträger.
„wenn sie ihn ausgefüllt haben, einfach dort drüben in den kasten werfen“, sagte herr schnurpe und deutete auf einen hölzernen kasten.
„vielen dank, herr schnurpe“, bedankte ich mich und nahm die überweisung entgegen.
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- Vögel, die bellen, fliegen nicht.
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ich empfehle: männliche ergüsse
ich empfehle: weibliche gedanken
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Ihre Flöte Herr Grob? IHRE FLÖTE??? Ich brech zusammen. Und kommen Sie mir nicht mit „Ich mein mein kleines Musikinstrument“. Sie sind ein Ferkel. Was war das denn für ein Überweisungsträger? Ich glaub ich brauch nen Schnaps.
ich bin übrigens flötenmeisterin. nur eine flöte fehlt mir. deal?! ^^
hu. das ist natürlich ein angebot… ^^
@martha – wieso ferkel? ich weiß gar nicht, was sie meinen, frau martha. hatten sie denn in der grundschule keinen flötenunterricht?
Schön, wie raffiniert Sie den Herrn therapiert haben.
mit dachschäden kenne ich mich aus.
„Und einmal, im Ferienlager, da habe ich mir eine Flöte in die Muschi gesteckt!“ (American Pie I)
hach, ja. im ferienlager. was haben wir uns da nicht alles in d… äh, egal. ^^
So Flötenerfahrungen können natürlich immer von Vorteil sein .. aber doch nicht, um andere Leute Dachschäden zu heilen. Das ist irgendwie unästhetisch.
puh. ich hatte schon befürchtet, sie sagen jetzt unmoralisch.
Unästhetisch finde ich das eher mit der greisen Lehrerin. Wobei in jungem Alter auch die weniger Alten ziemlich alt erscheinen. Ich will es einfach mal darauf schieben.
Lustig, nichtsdestoweniger.
da hätte der altweibersommersonnenbrand noch gut reingepasst finde ich ^^
ach, ein altweibersommersonnenbrand passt eigentlich überall ziemlich gut rein. ^^
@scheibster – hatten sie etwa nie flötenunterricht bei einer greisen lehrerin?
Ich hatte Orgelunterricht, Herr Grob, bei einer 18-jährigen Schülerin. Da habe ich ordentlich Orgeln gelernt.
und ich hatte nur gitarrenuntericht bei einem langhaarigen hippie :/ aber dafür kann ich jetzt wirklich ein instrument spielen ^^