herr molle – teil 6

aus der heiligen schrift des drugandu-pu
buch 7 – der auserwähltein strahlend silberner rüstung, mit einem helm aus teurem gold, so wird er reiten auf seinem stolzen rosse, zu den finstren höhlen von airom, wo er wird finden den schlafenden, gar fürchterlichen garfunkel. und er wird töten garfunkel, mit einem schwert aus hartem stahl, noch bevor dieser erwacht. noch bevor garfunkel wird töten können das leben und alles.
der gar fürchterliche garfunkel ist so böse, so fürchterlich böse. so böse wie sonst gar niemand sonst. verdammt böse ist er, garfunkel. ihn wird er töten, der auserwählte. in strahlend silberner rüstung, mit einem helm aus teurem gold.

***

„ich soll ihn töten? während er schläft?“ herr molle versuchte ein paar schritte zu gehen, schwankte aber nur unbeholfen auf der stelle. die rüstung hatte sein gewicht verdreifacht, strahlte aber silbern. „ist das nicht ein wenig … unfair?!“
„wenn der gar fürchterliche garfunkel erst einmal erwacht ist, dann ist es für uns alle zu spät.“ sibill blickte herrn molle ernst an. so ernst, wie noch nie jemand zuvor herrn molle angeblickt hatte. sie meinte es anscheinend ernst.
„oh ja, herr molle. dann ist es zu spät“, pflichtete tunja ihr bei. sie guckte vermutlich besorgt. vielleicht aber auch erfreut. so genau konnte man das nicht sagen.
herr molle versuchte, seinen dicken kopf in einen helm aus gold zu zwängen. und endlich aufzuhören, zu schwanken.
„aber woher wollen sie das wissen? wenn ich sie richtig verstanden habe, hat sich noch nie jemand die mühe gemacht, mit garfunkel zu reden.“
„weil garfunkel ihn auf der stelle töten würde.“
„aber er hat doch bisher noch niemanden getötet.“
„weil er schläft.“
„warum lassen wir ihn dann nicht einfach schlafen?!“
„weil geschrieben steht, dass wenn garfunkel erwacht, töten er wird das leben und alles. er ist so böse, so fürchterlich böse. so böse wie sonst gar niemand sonst. verdammt böse ist er, garfunkel.“
„ja, so steht es geschrieben. aber das muss doch noch lange nicht heißen, dass er auch tatsächlich …“
„wollen …“, begann tunja zu schluchzen. „wollen sie uns nicht … helfen?“ tränen bildeten sich in ihren schielenden augen.
„ich … doch, natürlich. ich dachte nur, es würde vielleicht auch einen anderen weg geben.“ herr molle machte eine pause. „ohne töten.“
„sind sie etwa ein … ein feigling, herr molle?“
herr molle überlegte kurz. er konnte sich an keine situation aus den letzten vierzig jahren erinnern, die eindeutig belegen würde, dass er ein feigling war. bis auf …
„nein. ich denke, ich bin kein feigling.“
„dann töten sie den gar fürchterlichen garfunkel. töten sie ihn, herr molle.“ tunjas stimme wurde plötzlich lauter. „töten sie ihn.“
tunja verdrehte die augen, bis nur noch das weiß in ihnen zu sehen war, verzog ihr gesicht zu einer grauseligen grimasse und schrie mit dämonischer stimme:
„töten sie ihn. ich will, dass sie ihn töten. töten sie ihn. für mich. hacken sie ihm die füße ab. bringen sie mir seine füße. ich will die fürchterlichen füße des gar fürchterlichen garfunkels. ich will seine füße. verspeisen. köstlich werden sie mir munden. harharhar.“
oh oh, dachte der unsichtbare zwerg. nun ist es also passiert. nicht, dass es ihn sonderlich überrascht hätte. eigentlich hatte er auch schon viel früher damit gerechnet. tunja schien einen bedeutenen teil ihres verstandes verloren zu haben.
der unsichtbare zwerg versteckte sich vorsichtshalber wieder hinter dem vorhang.
„tunja.“ sibill packte ihre schwester an den schultern. „beruhige dich doch. bitte, tunja. es wird alles gut.“
„alles wird guhut. harhu. billebillebu. hihi.“ weißer speichel floss ihr aus dem mund und tropfte auf sibills arm. „blblbäh.“
herr molle, der endlich aufgehört hatte, unter dem mörderischen gewicht der rüstung zu schwanken, versuchte, ein paar schritte zurück zu gehen. ohne erfolg. stattdessen begann er wieder zu schwanken.
„verdammt“, fluchte er leise.
„tunja. so beruhige dich. herr molle wird dir die füße garfunkels bringen. werden sie doch, herr molle, nicht wahr?“
„äh … ja.“ herr molle wankte unkontrolliert vor und zurück. vor und zurück und vor und …
„oh oh“, meinte herr molle. „ich befürchte, ich … obacht.“
herr molle kippte. zwar unglaublich langsam, doch mit erbarmungsloser präzision.
sibill drehte sich zu ihm um und machte im letzten moment einen flinken satz zur seite, während tunja nur wild lachte und ihren kopf in den nacken warf. dann wurde sie unter herrn molle begraben.
„autsch“, sagte der unsichtbare zwerg, der vorsichtig hinter dem vorhang hervorschaute.
„autsch“, sagte auch sibill, die ihr gesicht mitleidig verzog und ihre haare richtete.
„tut mir leid“, meinte herr molle und versuchte, sich von tunja runterzuwälzen.
tunja sagte nichts. sie befand sich in diesem moment auf einer langen, langen reise durch das land der träume.

(fortsetzung folgt)

Über christian s.

das, was ich hier hinein schreibe, wird dann später für alle sichtbar sein.
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13 Kommentare zu herr molle – teil 6

  1. Mayflower sagt:

    Hääärrrrrrrlisch!

    Deine Herr Molle-Geschichte ist wirklich genial. 🙂

  2. flensblog sagt:

    ein prost auf molle!

  3. Ich bin in fauler Stimmung, deswegen werde ich mir jetzt nicht Teil 1-5 durchlesen, um dann einen halbwegs intelligenten Kommentar zu geben .. ich nehme einfach mal vertrauensvoll an, dass Sie wieder einmal etwas Umwerfendes geschrieben haben.

  4. ichbinerkältet: hat er! hat er!

  5. gibt es eigentlich einen zusammenhang zwischen tunja und tarja?

  6. der.Grob sagt:

    vermutlich habe ich mich bei der namenswahl unbewusst von frau turunen beeinflussen lassen. ansonsten besteht eigentlich kein zusammenhang. oder sehen sie noch einen?

    @ich bin erkältet – sie machen es sich aber auch verdammt einfach. ^^

    @flensblog – prost.

    @mayflower – danke. 🙂

  7. Patrick sagt:

    Was wenn der Garfunkel jetzt gar nicht so böse ist? Ich muss meine Sym- und Antipathien schon genau zuordnen können, sonst bin ich überfordert. Ich wünsche mir für den großen ENDKAMPF ein klares Feindbild. Bitte.

    Du kannst natürlich auch darauf pupen …

  8. auf jeden fall haben beide das debile lächeln, die dämonische stimme und das viele rumgestolper gemeinsam. auch die tatsache, dass beide einen teil ihres verstandes verloren haben, könnte ein gewisser zusammenhang sein.
    aber da kann ich mich natürlich auch täuschen.

  9. der.Grob sagt:

    jetzt, wo sie es sagen. ^^
    (zusammenhänge und ähnlichkeiten sind dennoch rein zufälliger natur. 😉

    @patrick – endkampf!? wieso endkampf? hatten wir nicht schonmal irgendwo festgehalten, dass es am ende ganz bollywood-like auf singen, tanzen und heiraten hinauslaufen wird? ^^

  10. dielux sagt:

    ich finde bollywood dämlich, die singen, tanzen und heiraten mir da zu viel. wenn’s schon darum geht, füße abzuhacken, dann bitte soviel blut spritzen lassen, dass man die füße nicht mehr erkennen kann.

  11. SirDregan sagt:

    hehehe was nur der unsichtbare Zwerg noch für eine Funktion hat… mehr schreiben! Ich bin gespannt!

  12. Das ist so meine Art.
    Immerhin bin ich ehrlich, freuen Sie sich über meine Aufrichtigkeit.

  13. der.Grob sagt:

    ich freue mich. ich mache sogar einen purzelbaum, so sehr freue ich mich. ^^

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