„er ist wach, sibill“, stellte die blonde frau aufgeregt fest. „sie nur. er ist schon wach.“
„danke, tunja. das sehe ich.“ die dunkelhaarige stellte sich vor den schwitzenden herrn molle. sie war hochgewachsen, wirkte ernst und sagte trocken: „herr molle, seien sie gegrüßt.“
herr molle vermiet es, die beiden jungen frauen anzuschauen. stattdessen starrte er verkrampft an die decke, was den eindruck erweckte, als hätte er dort etwas wahnsinnig interessantes entdeckt.
„hallo, herr molle“, sagte die blonde frau, kicherte und blickte ebenfalls an die decke. „haben sie dort etwas interessantes entdeckt? was ist es denn?“
„ich … äh. nein. ich … hallo.“
herr molle blickte weiter nach oben und versuchte dabei, sich ein wenig zu beruhigen. und weniger zu schwitzen.
„oh. ist er nicht süß? wie ein kleines, schüchternes rehlein“ tunja klatschte freudig in die hände.
entweder hat sie ein ausgesprochen kindliches gemüt, oder sie ist leicht schwachsinnig, dachte sich der unsichtbare zwerg, der unbemerkt auf einem hocker am anderen ende des raumes stand und aufmerksam das geschehen verfolgte.
„entschuldigen sie meine schwester, herr molle. sie hat ein sehr … kindliches gemüt.“ sibill machte eine kurze pause, bevor sie hinzufügte: „sie ist aber nicht debil.“
der unsichtbare zwerg lachte lautlos, und herr molle nickte. er schwitze wie ein königsbüffel, was nicht gerade dazu beitrug, dass er sich entspannte.
„wir haben ihnen essen mitgebracht. ein brathähnchen. sie mögen doch sicher brathähnchen?“
„ich … ja.“
„siehst du, sibill. ich sagte doch, er mag brathähnchen. er ist so niedlich. wie ein … kätzchen.“
herr molle grinste verlegen.
„und sieh nur. wie lieb er grinst. wie ein …“
„tunja. jetzt ist gut. hol den wein für unseren gast.“ sibill stellte das tablett mit dem gebratenen hähnchen neben herrn molle auf die steinplatte. „nehmen sie. sie müssen hunger haben, so wie sie schwitzen.“
herr molle hatte hunger. riesigen hunger. was allerdings nur wenig damit zu tun hatte, dass er wie ein brüllaffe schwitzte. herr molle hatte immer hunger. und überall. auf alles. wählerisch war herr molle nicht. und das sah man ihm auch an.
herr molle griff zögerlich nach dem hähnchen, steckte es sich in den mund, und noch ehe sibill „lassen sie es sich schmecken“ sagen konnte, war das hähnchen auch schon verschlungen und so gut wie verdaut.
„hier bin ich wieder.“ tunja stolperte in den raum, und die karaffe mit dem wein wäre beinahe von dem tablett gefallen, das sie in ihren händen hielt. „und ich habe den wein mitgebracht.“
„das hast du gut gemacht, tunja.“
„danke, sibill.“ tunja stellte die karaffe auf die steinplatte und überrascht fest: „das brathähnchen. er hat es ja schon aufgegessen. oh, herr im himmel. sie müssen aber einen großen mund haben, herr molle.“ tunja blickte herrn molle mit großen, freundlichen, aber auch ein wenig schielenden augen an.
„ich … äh.“ herrn molle war es sichtlich unangenehm, einen großen mund zu haben.
„nehmen sie einen schluck von dem köstlichen wein. er wird ihnen munden. aber trinken sie langsam. der wein macht, dass man wild kichern muss und treppen hinunter fällt.“ tunja begann wild zu kichern. der unsichtbare zwerg vermutete, dass die junge frau schon viel zu oft in ihrem leben treppen hinunter gefallen war.
herr molle nahm einen großen schluck aus der karaffe und stellte fest, dass der wein tatsächlich ein überaus schmackhafter war. er nahm einen weiteren großen schluck, wischte sich den mund mit dem handrücken ab und bemerkte, dass ihn die beiden schwestern beobachteten. sibill stand ohne eine miene zu verziehen vor ihm, während tunja ihr seliges lächeln hinter gefalteten händen versteckte.
„das ist er also“, meinte tunja schließlich.
„ja. das ist er“, bestätigte sibill und nickte.
„ich … bin es“, vermutete herr molle.
„was, das soll er sein?“ der unsichtbare zwerg schüttelte ungläubig den kopf und wäre beinahe vom hocker gefallen.
(fortsetzung folgt)
ich bin ja mal gespannt wie es weitergeht… auf jedenfall hab ich jetzt appetit auf ein hähnchen!
ich auch!
dann schmeiss ich ’ne runde hähnchen. guten appetit.
Ich mag jetzt schon den unsichtbaren Zwerg. Warte nun gespannt auf den dritten Teil ihrer Geschichte 😉
jaaaa…hoffentlich hat der zwerg ´ne hauptrolle!
der unsichtbare zwerg, ja. mal schauen.
Ist der Zwerg Herr Molles Vater? Und wird er ihn in die geheimen Techniken des Unsichtbarseins einweihen? Man bin ich GESPANNT!
WIRKLICH? ich auch.