wie eine vergammelte banane

simon und ich waren am samstagabend in der stadt, um uns mal etwas intensiver nach einer anständigen frau für ihn umzuschauen. nachdem mein bester freund zum wiederholten male kein glückliches händchen bewiesen hatte, was die wahl seiner neuen freundin betrifft, und auch mein internetaufruf nicht gerade von erfolg gekrönt war, hatte ich ihm spontan meine hilfe zugesagt. ich wollte meinem freund an diesem abend mit rat und tat und all meiner erfahrung zur seite stehen, denn dafür sind freunde ja schließlich da.

als er mich um kurz vor sieben anrief und mir stolz mitteilte, dass er sich extra für den abend neue klamotten gekauft hatte, die ihn angeblich wie einen gigolo aussehen ließen, ahnte ich bereits schlimmes. und als er dann gegen neun vor meiner türe stand, vielen mir beinahe die augen aus dem kopf.
simon trug einen eng anliegenden anzug in gold und rosa, und sah einem gigolo in etwa so ähnlich wie gesine schwan der amtierenden miss universe. ich erkannte gleich, dass es die montur eines matadors war, in die er sich hineingepresst hatte, den dazugehörigen hut trug mein freund auf dem kopf. eigentlich fehlte nur noch das rote tuch zur komplettierung seines kostüms. und ein stier.
„und, was hältst du von meinem outfit?“, fragte mich simon, der mit ausgebreiteten armen vor mir stand. „sehe ich nicht aus wie ein zu allem bereiter gigolo?“
„nun ja.“ ich blickte ihn mit nach oben gezogenen augenbrauen an, was er anscheinend als aufforderung verstand, sich einmal im kreis zu drehen.
„das sollte die chicas anziehen wie eine vergammelte banane die fruchtfliegen“, grinste simon.
„oder wie ein rotes tuch einen stier“, murmelte ich kaum hörbar, doch simon hatte gute ohren. er nickte eifrig.
„apropos rotes tuch“, sagte er und zog ein rotes tuch aus seiner tasche, mit dem er mehr oder weniger elegant vor meiner nase herumwedelte. „was wäre ein gigolo ohne sein rotes tuch?“
wäre ich in diesem moment ein stier gewesen, hätte ich simon mit freude auf die hörner genommen. so aber schüttelte ich nur meinen kopf und wies meinen freund darauf hin, dass er in dem kostüm aussieht wie ein stierkämpfer vom anderen ufer, aber nicht wie ein gigolo.
simon lachte. er hielt das anscheinend für einen scherz und war auch nicht davon zu überzeugen, sich noch schnell ein paar sachen von mir anzuziehen. also schnappte ich mir meine jacke, holte zwei flaschen bier aus dem kühlschrank, und wir zogen los.

keine zwei stunden später verließ mich simon auch schon wieder, fragte, ob es denn auch wirklich okay für mich wäre, und ich nickte. die zwei – was soll ich sagen – rattenscharfen chicas, die mein freund kurz vorher kennengelernt und mit seinem roten tuch ziemlich beeindruckt hatte, gingen mit ihm mit, während ich kurzerhand beschloss, in dieser nacht alle eigenen bemühungen einzustellen und stattdessen zu tief ins glas zu schauen.

Über christian s.

das, was ich hier hinein schreibe, wird dann später für alle sichtbar sein.
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19 Kommentare zu wie eine vergammelte banane

  1. Die DiVa sagt:

    Hiessen die zwei chicas zufällig Hanna-Hildegard und Frida, werter Herr Grob?

    Herzlichst und betucht

    Ihre DiVa

  2. me. sagt:

    mit gold und rosa liegt simon eben voll im trend. da ist nichts zu machen.

  3. christian s. sagt:

    ist das so? dann sollte ich mir vielleicht auch so ein kostüm besorgen.

    @die diva – keine ahnung. mit mir haben die sich ja nicht unterhalten.

  4. Meise sagt:

    Aber, aber, Herr Grob? Warum so traurig? Ihre Mission, Ihrem Freund zur Seite zu stehen, war doch mit Erfolg gekrönt. Da dürfen Sie sich doch nicht grämen, wenn er mit zwei Chicas loszieht!

  5. Nina sagt:

    Tja, selbst Schuld, wenn Sie ohne Ihren Penisköcher losziehen. Sie wissen doch, wie’s geht!

  6. Toll! Also wenn man Fruchtfliegen mag!

  7. christian s. sagt:

    na, nennen sie mir mal einen, der keine mag.

    @nina – stimmt auch wieder. (an wen habe ich das ding nur verliehen?)

    @meise – ach, ich gönne es ihm ja auch. und wahrscheinlich kommt er morgen ohnehin wieder an und fragt mich, ob ich schon mal eine freundin mit klumpfüßen hatte.

  8. Maak sagt:

    vermutlich fragt er sie morgen was sie von she-males halten… o.O

  9. Mr. Frisch sagt:

    mhhhmmm! leckerlecker ladyboys!?

    aber lag es wirklich am anzug oder eher daran, dass sie ihr knäckebrot grundsätzlich ohne belag essen?
    darauf stehen die chicas nämlich nicht.

    mr. von frisch

  10. Ronnie sagt:

    Herr Grob, brauchen Sie eigentlich ihren penisköcher wieder? Das Teil ist hervorragend und super bequem!

  11. Erdge Schoss sagt:

    Wo, werter Herr Grob, hat Simon immer diese tollen Klamotten her?

    Herzlich
    Ihr Erdge Schoss

  12. Aber kein Sambuca, nä. (Regel #11 im Gigolo-Handbuch, aber wem sag‘ ich das?!)

  13. christian s. sagt:

    sambuca. um gottes willen, nein. natürlich nicht.

    @herr schoss – er geht regelmäßig beim karnevalswierts shoppen – wahrscheinlich hat er die klamotten da her.

    @ronnie – ja, bitte. irgendwie läuft es ohne den köcher momentan nicht so.

    @mr. frisch – muss am anzug gelegen haben. knäckebrot hatte ich gar nicht dabei.

    @maak – uh. ich hoffe es nicht. für simon.

  14. Kaal sagt:

    Na zumindest mussten Sie so die zwei Flaschen Bier nicht teilen, Herr Grob.

  15. christian s. sagt:

    die zwei flaschen waren doch nur marschverpflegung und schon lange weg, als wir die mädels trafen.

  16. Meise sagt:

    Hm. Sie haben aber trotzdem irgendwie beleidigt geklungen.

  17. Pingback: tod eines zu mittag speisenden » mal vorbeischauen

  18. shibumi sagt:

    in welcher lokalität wart ihr denn so, wenn ich mal fragen darf?

  19. Pingback: tod eines zu mittag speisenden » auf eigene gefahr

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